28.08.2022
Grüner Wasserstoff aus Offshore-Windkraft
H2Mare ist eines von drei Wasserstoff-Leitprojekten, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit insgesamt bis zu 740 Millionen Euro gefördert werden. Bei H2Mare wird innerhalb von vier Jahren gemeinsam mit rund 32 Partnern aus Wissenschaft und Industrie die Erzeugung von grünem Wasserstoff und Folgeprodukten mit Offshore-Windkraft untersucht. Mit vier seiner Institute unterstützt das Helmholtz-Zentrum Hereon die Technologieentwicklung für eine nachhaltige und umweltfreundliche Energieproduktion.
Um die Treibhausgasneutralität bis 2045 zu erreichen, muss Deutschland
seinen CO2-Fußabdruck drastisch reduzieren. Die Produktion von grünem
Wasserstoff, gewonnen aus erneuerbaren Energien, kann dazu einen
wesentlichen Beitrag leisten. Der flexible Energieträger und von ihm
abgeleitete Produkte wie Ammoniak, Methanol und synthetische Kraftstoffe –
Power-to-X (PtX)-Produkte genannt – können die erzeugte überschüssige
Energie speichern. Sie können etwa in der Industrie oder im
Mobilitätssektor genutzt werden und somit fossile Brennstoffe ersetzen.
Für die Herstellung von grünem Wasserstoff weisen Offshore-Windparks ein
großes Potential auf, denn auf dem Meer stehen große Flächen mit
beständigerem Wind zur Verfügung und es gibt weniger Konflikte um die
Nutzung als an Land. Um dieses Potential zukünftig zu nutzen, wird in
H2Mare die direkte Produktion von Wasserstoff und anderen PtX-Produkten in
maritimer Umgebung erforscht. Dies bietet auch die Chance, die
Herausforderung der Netzanbindung zu umgehen und die fluktuierende
erneuerbare Energie speicherbar und transportfähig zu machen und damit die
Stromnetze dauerhaft zu entlasten. Das Hereon ist an zwei Verbundprojekten
von H2Mare beteiligt: Das Projekt „PtX-Wind“ entwickelt und testet
Möglichkeiten einer Plattform im offenen Meer, auf der aus Offshore-
Windenergie direkt Wasserstoff und PtX-Produkte hergestellt werden. Das
zweite Verbundprojekt mit Hereon-Beteiligung heißt „TransferWind“ und
widmet sich der Umsetzung der entwickelten Technologien und dem
Wissensaustausch zwischen Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Die Offshore-Produktion von Wasserstoff und anderen PtX-Produkten gilt als
eine der Zukunftstechnologien für die Energiewende und kann zudem die
Abhängigkeit von Energieimporten verringern. Doch es gibt noch viele
offene Fragen und Herausforderungen. Diese beziehen sich unter anderem auf
die Umweltauswirkungen, den Betrieb und die Nachhaltigkeit der Plattform,
Kosten und Wirtschaftlichkeit sowie die gesellschaftliche Akzeptanz. Vier
verschiedene Hereon-Institute tragen dazu bei, diese Fragen im Laufe des
Projekts zu beantworten: das Institut für Membranforschung, das Institut
für Umweltchemie des Küstenraumes, das Institut für Küstensysteme –
Analyse und Modellierung und das Climate Service Center Germany (GERICS).
Vier Institute – viele Aufgaben
Das Institut für Membranforschung stellt sich der Herausforderung,
langzeitstabile Membranen zur Meerwasseraufbereitung für
Elektrolyseverfahren herzustellen. Das sogenannte Fouling auf der
Membranoberfläche muss minimiert werden. Das bedeutet, die Membranen
chemisch so zu modifizieren, dass die Bildung eines Biofilms reduziert
wird. „Wir werden für diesen Prozess Membranen mit verbesserten
Eigenschaften entwickeln, um das Meerwasser für die verschiedenen Prozesse
aufzubereiten“, sagt Dr. Volkan Filiz, Abteilungsleiter am Institut.
Das Institut für Umweltchemie des Küstenraumes bringt vor allem chemisch-
analytische Erfahrung zur Untersuchung von Schadstoffen in marinen
Umweltproben ein. Das hilft, mögliche Emissionen der Offshore-Plattformen
wie (Schwer-)Metalle oder organische Schadstoffe frühzeitig zu benennen
und folglich Emissionen weiter zu verringern. „Emissionen können etwa aus
Abwasserreinigungsanlagen, Seekühlwassersystemen, Brandschutzsystemen,
Öleinleitungen, vermehrtem Schiffsverkehr oder durch die notwendigen
Korrosionsschutzmaßnahmen der Bauwerke entstehen“, sagt Dr. Daniel
Pröfrock, Abteilungsleiter am Institut.
Das Institut für Küstensysteme – Analyse und Modellierung untersucht die
Wetter- und Umweltbedingungen, um auf dieser Grundlage Sicherheitskonzepte
zu erarbeiten. „Dafür erstellen wir Daten, die eine Beurteilung der
Gefährdung der Plattformen und des Abtransportes der PtX-Produkte
ermöglichen. Diese Daten umfassen die Windgeschwindigkeiten und
Windrichtungen sowie den Seegang und Strömungsverhältnisse“, sagt Dr.
Beate Geyer, Küstenforscherin am Institut.
Das GERICS beschäftigt sich mit der Frage, welchen möglichen Einfluss die
Herstellung von Wasserstoff und anderen PtX-Produkten auf dem Meer auf die
regionale Bevölkerung und andere Interessensgruppen, wie etwa Fischerei,
Naturschutz oder Tourismus hat. Damit verbunden untersuchen die
Forschenden auch die Akzeptanz für eine Offshore PtX-Plattform. „Wir
setzen auf den Dialog mit den Beteiligten. Das erlaubt, die verschiedenen
Positionen offenzulegen und sie gemeinsam mit Projektpartnern zu
diskutieren“, sagt Dr. Paul Bowyer, Abteilungsleiter am Institut.
Große Herausforderungen, große Ziele
Die Ziele, die H2Mare verfolgt, sind Voraussetzungen zu schaffen, um
klimaneutrale und leicht transportierbare Energieträger offshore zu
produzieren, ins Gespräch zu kommen mit den Akteuren vor Ort,
Insellösungen zu erarbeiten, damit der Anschluss an das Stromnetz auf See
entfallen kann. Außerdem sollen die Erfahrungen, die in die Entwicklung
einer serienreifen PtX-Produktionsplattform einfließen, auch Anwendungen
in anderen Ländern und Kontexten finden. Daher wird das Projekt nicht nur
den Aufbau der deutschen Wasserstoffwirtschaft unterstützen, sondern
bietet auch das Potenzial, einen globalen Beitrag zur Reduktion des
CO2-Fußabdruckes zu liefern.
Weitere Informationen finden Sie unter
https://www.wasserstoff-leitprojekte.de/projects/h2mare
Helmholtz-Zentrum Hereon
.