24.07.2022
Pullover und Decken: Mehrheit der Deutschen will weniger heizen
Repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag der DBU
Zwei Drittel der Deutschen sind bereit, im kommenden Winter weniger zu heizen und stattdessen einen Pullover oder eine wärmende Decke
zu nutzen, um so einen Beitrag zu mehr Unabhängigkeit Deutschlands von Energielieferungen aus Russland zu leisten.
Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des forsa-Meinungsforschungsinstituts im Auftrag
der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) für den DBU-Umweltmonitor „Energiewende und Wohnen“.
87 Prozent der Befragten für höhere Energieeffizienz an oder in Gebäuden
Demnach geben 65 Prozent der Befragten an, dass sie selbst dazu bereit und
in der Lage wären. Frauen ziehen ein solches Vorgehen offenbar eher in
Betracht (68 Prozent) als Männer (61 Prozent). Die größte Zustimmung
signalisieren die 18- bis 29-Jährigen (73 Prozent), wohingegen die 30- bis
59-Jährigen weniger dazu neigen (62 Prozent). Unter den über 60-Jährigen steigt der Wert wieder (65
Prozent). Bei der repräsentativen forsa-Erhebung wurden neben 1.000
Bürgerinnen und Bürger ab 18 Jahren auch 1.011 Hauseigentümerinnen und
Hauseigentümer in Deutschland befragt. Eine große Mehrheit, nämlich 87
Prozent der Befragten, hält Maßnahmen für „sehr wichtig“ und „wichtig“,
die eine höhere Energieeffizienz an oder in Gebäuden gewährleisten –
ebenfalls als Beitrag für mehr Unabhängigkeit von Energieimporten aus dem
Ausland. Bessere Dämmung, neue Fenster sowie energiesparende Geräte werden
als Optionen genannt. 85 Prozent sind für den Einbau von Solaranlagen zur
Eigenstromversorgung, 81 Prozent für den Austausch älterer Heizungsanlagen.
Sorgen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wegen eines drohenden Gasmangels
Die Ergebnisse der Erhebung können sowohl auf die Gesamtheit der
erwachsenen Bevölkerung als auch auf die Hauseigentümer in Deutschland
übertragen werden. Die Umfrage der „forsa Gesellschaft für Sozialforschung
und statistische Analysen“ im Auftrag der DBU liefert überdies
Erkenntnisse über Deutschlands Herausforderungen bei Energieversorgung,
Energiesicherheit, der Abkehr von fossilen Energieträgern und dem Kampf
gegen die Klimakrise in einer durch Russlands Angriffskrieg völlig
veränderten geopolitischen Lage. Hinzu kommen aktuell Sorgen in
Wirtschaft, Politik und Gesellschaft wegen eines drohenden Gasmangels.
Befürchtet wird, dass Russland die wichtigste Pipeline für Erdgas nach
Deutschland, Nord Stream 1, nach der derzeit laufenden turnusmäßigen
Revision nicht wieder in Betrieb nimmt. Die Abhängigkeit von fossilen
Energieträgern bei der Energieversorgung in Deutschland ist derzeit noch
hoch: 52 Prozent der Befragten heizen Haus oder Wohnung mit Gas, 18
Prozent mit Öl.
Zwei Drittel der Befragten wollen attraktive Förderbedingungen
Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang die Antwort auf die Frage,
welche Form von erneuerbaren Energien bei der Anschaffung einer neuen
Heizungsanlage in Frage käme. Die Spitzenreiter: Solarenergie zur
Stromerzeugung vom eigenen Dach (62 Prozent), Nutzung von Solarenergie zum
Heizen und zur Warmwasseraufbereitung, ebenfalls vom eigenen Dach (58
Prozent) sowie die Installation einer Wärmepumpe, die mit Strom aus
erneuerbaren Energien betrieben wird (52 Prozent). Dabei zeigt sich
allerdings, dass die Erwartungen an Politik und Gesetzgeber hoch sind:
Etwa zwei Drittel (64 Prozent) betrachten attraktive Förderbedingungen als
einen wichtigen Anreiz für eine energetische Sanierung; 55 Prozent der
Befragten verlangen einfachere Förderangebote, um eine solche Sanierung
vorzunehmen.
„Wir müssen ran an den alten Gebäudebestand“
Laut forsa-Erhebung müsste die energetische Sanierung von Wohngebäuden
oben auf der politischen Agenda stehen. Denn zwar halten 44 Prozent der
Hauseigentümer eine solche Maßnahme „so gut wie in jedem Fall“ für
sinnvoll. Aber: 49 Prozent der Befragten sind nur dann dafür, „wenn die
Kosten der Sanierung nicht höher sind als die späteren Einsparungen beim
Energieverbrauch“. Nach den Worten von DBU-Generalsekretär Alexander Bonde
ist der Gebäudesektor „ein entscheidender Schlüssel für die Lösung der
energiepolitischen Aufgaben“. Bonde: „Wir müssen ran an den alten
Gebäudebestand. Es geht um Energieeffizienz, Energiesparen und den Ausbau
erneuerbarer Energien und hilft gegen die Klimakrise. Zugleich führt das
zur Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern und Energieimporten aus dem
Ausland.“
Sanierung kann Heizwärmebedarf von Mehrfamilienhäusern auf ein Zehntel reduzieren
Das Einsparpotenzial im Gebäudebereich ist enorm. Denn fast zwei Drittel
der Gebäude bundesweit wurden vor 1977 errichtet – also bevor per
Wärmeschutzverordnung Dämmung von Dächern, Wänden und Kellerdecken
vorgeschrieben wurde. Ziel der Bundesregierung sind aber klimaneutrale
Gebäude in Deutschland bis 2045, also ohne Ausstoß klimaschädlicher
Treibhausgase (THG). In der Europäischen Union (EU) sind laut EU-
Kommission Gebäude für 40 Prozent des Energieverbrauches und etwa ein
Drittel der THG-Emissionen verantwortlich. Berechnungen zeigen, dass der
Heizwärmebedarf bei Mehrfamilienhäusern durch Sanierung von Gebäudehülle
und Haustechnik auf ein Zehntel reduziert werden kann – von rund 250 auf
25 kWh pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr.
Weitere Informationen finden Sie unter
https://www.dbu.de/123artikel39489_2442.html Online-Pressemitteilung
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
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