22.05.2022

Vierzig Jahre Ulmer Ärzteinitiative / IPPNW

Miteinander reden - die Sorgen u. Ängste der Gegenseite ernst

Gerade jetzt nach dem völkerrechstwidrigen Angriffskrieg auf die Ukraine wird dieser wichtige friedenspolitsche Grundsatz häufig als naiv abgetan. Deren Verfechtern wird sogar "unterlassene Hilfeleistung" unterstellt. Dieser friedenspolitische Grundsatz bleibt trotzdem aktuell und ist wichtiger denn je. Er bietet eine menschlichere und nachhaltigere Alternative als monoton immer wieder nach: "Waffen, Waffen, Waffen" zu rufen.

Die ärztliche Friedensorganisation "International Physicians for the Prevention of Nuclear War (IPPNW)" lebt diesen Grundsatz schon seit über 40 Jahren. Gegründet hatte die IPPNW der US-amerikanische Kardiologe und Erfinder des Defibrillators - Bernard Lown - zusammen mit dem sowjetischen Kardiologen Evgenij Chazov. Die beiden redeten miteinander und vereinbarten über alle Grenzen und ideologischen Unterschiede des kalten Krieges hinweg, über die Gefahren eines drohenden Atomkrieges aufzuklären. Die Deutsche Sektion der IPPNW und auch die Ulmer Ärzteinitiative als Regionalgruppe wurde 1982 gegründet. Diese Zeiten waren politsch geprägt durch kalten Krieg und einen "NATO-Doppelbeschluss", der vorsah, in Deutschland neue und mit Atomsprengköpfen bestückte Mittelstreckenraketen und Marschflugkörper aufzustellen. Auch damals war der Glaube weit verbreitet, dass immer mehr und immer wirksamere Waffen die eigene Sicherheit erhöhen könnten. Viele Menschen glaubten ernsthaft, es sei möglich, einen Atomkrieg in Europa regional zu beschränken und zu gewinnen.
 
1983 veröffentlichte die Ulmer Ärzteinitiative ihr Buch "Tausend Grad Celsius, Das Ulm-Szenario für einen Atomkrieg". Darin wurden die Folgen eines fiktiven Atombombenabwurfes über dem Großraum Ulm beschrieben, um dem heftig blühenden Aufrüstungswahn einen Spiegel vorzuhalten. Siehe auch:
 
https://ippnw-ulm.de/category/archiv/page/17 .
 
1985 erhielt die IPPNW den Friedensnobelpreis für ihre Aufklärung der Öffentlichkeit über die Gefahr eines Atomkrieges und ihren Betrag zur Entspannungspolitik. 2017 erhielt die von der IPPNW mit gegründete internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen - International Campaign to Abolish Nuclear Weapons (ICAN) - ebenfalls einen Friedensnobelpreis. Die Kampagne hatte bewirkt, dass bei der UNO sich eine deutliche Mehrheit von 122 Mitgliedsstaaten für eine weltumfassende Ächtung von Atomwaffen aussprach - den Atomwaffenverbotsvertrag (AVV). Die deutsche Bundesregierung beteiligt sich bis jetzt aber nicht an dem AVV. Im Gegenteil! Im neuen 100-Milliarden-Aufrüstungspakt sind im Rahmen der "nuklearen Teilhabe" Deutschlands der Kauf von neuen Atombombern F-35 vorgesehen, die für Amerika neue und noch gefährlichere Atombomben vom Typ B61-12 in ihr feindliches Ziel bringen sollen. Siehe auch: https://ippnw-ulm.de/keine-neuen-atombomben-und-atombomber-fuer-deutschland/ - und einher gehend mit dem Ukraine-Krieg ist schon wieder der Glaube weit verbreitet, dass immer mehr und immer wirksamere Waffen die eigene Sicherheit erhöhen könnten.
 
Miteinander reden - auf Augenhöhe verhandeln - die Sorgen und Ängste der Gegenseite ernst nehmen
 
Gerade jetzt nach dem völkerrechstwidrigen Angriffskrieg auf die Ukraine wird dieser wichtige friedenspolitsche Grundsatz häufig als naiv abgetan. Deren Verfechtern wird sogar "unterlassene Hilfeleistung" unterstellt. Dieser friedenspolitische Grundsatz bleibt trotzdem aktuell und ist wichtiger denn je. Er bietet eine menschlichere und nachhaltigere Alternative als monoton immer wieder nach: "Waffen, Waffen, Waffen" zu rufen.
 
Am 19. Juni 2022 feiert die IPPNW Deutschland ihr vierzig-jähriges Jubiläum mit einem Kongress in Landsberg - siehe auch: www.ippnw.de . Am 25. Juni 2022 kommen zum selben Anlass die Mitglieder der Ulmer Ärzteinitiative mit vielen Ehemaligen aus Nah und Fern in Ulm zusammen. Die noch lebenden Autoren des Ulmer Buches "Tausend Grad Celsius" werden mit dabei sein - siehe auch:
 
http://www.ippnw-ulm.de

IPPNW Ulm

.