22.05.2022
Mehrheit der Deutschen setzt auf erneuerbare Energien
Repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag der DBU
Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hat nicht nur
unermessliches menschliches Leid verursacht, sondern auch eine intensive
Debatte um Energiewende, Versorgungssicherheit und künftige Energieträger
ausgelöst. Ein Aspekt: Kernenergie schien trotz des in Deutschland
beschlossenen Atomausstiegs an Zuspruch zu gewinnen.
Eine überraschende Erkenntnis fördert vor diesem Hintergrund eine aktuelle – repräsentative –
Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „forsa Gesellschaft für
Sozialforschung und statistische Analysen“ im Auftrag der Deutschen
Bundesstiftung Umwelt (DBU) zutage: Laut forsa-Erhebung für den DBU-
Umweltmonitor „Energiewende und Wohnen“ erteilt eine klare Mehrheit der
Deutschen (75 Prozent) der Renaissance von Atomkraft eine Absage; breite
Unterstützung (65 bis 75 Prozent) finden hingegen erneuerbare Energien (EE).
Unabhängiger von Energieimporten wie russisches Gas oder Öl
Lediglich ein Viertel der Befragten ist laut forsa dafür, künftig
Kernenergie stärker zu nutzen, um Deutschland unabhängiger von
Energieimporten wie russisches Gas oder Öl zu machen. „Die Zukunft der
Energieversorgung gehört den erneuerbaren Energien. Dieses Signal
vermittelt auch die jetzige forsa-Umfrage“, sagt DBU-Generalsekretär
Alexander Bonde. „Wir müssen den Ausbau der Erneuerbaren beherzt
vorantreiben. Das allein reicht aber nicht. Neben einem schnelleren EE-
Ausbau brauchen wir zugleich mehr Energieeffizienz – also kluge Maßnahmen
vom Dämmen bis zum Heizen, besonders im alten Gebäudebestand.“ Tatsächlich
bestätigt die forsa-Erhebung einen starken Rückhalt in der Bevölkerung für
ein solches strategisches Vorgehen: Eine überwältigende Mehrheit der
Deutschen – insgesamt zwischen 65 und 75 Prozent – fordert, in Zukunft vor
allem auf Solar- und Windenergie sowie Wasserstoff aus regenerativer
Energie zu setzen, damit Deutschland nicht mehr wie bislang von
Energieimporten abhängig ist. Energieträgern wie Gas (6 Prozent
Zustimmung) und Kohle (5 Prozent) trauen nur noch wenige Deutsche eine
Zukunft im Energiemix zu.
Lediglich 14 Prozent der 18- bis 29-Jährigen für Kernenergie
Bei der repräsentativen forsa-Erhebung zwischen dem 14. bis 30. April
dieses Jahres wurden neben 1.000 Bürgerinnen und Bürger ab 18 Jahren auch
1.011 Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer in Deutschland befragt. Die
ermittelten Ergebnisse können sowohl auf die Gesamtheit der erwachsenen
Bevölkerung als auch auf die Hauseigentümer in Deutschland übertragen
werden. Auffallend in der aktuellen forsa-Umfrage zur Kernenergie als
Option für größere Unabhängigkeit von Energieimporten bei gleichzeitiger
Vermeidung von Versorgungsengpässen sind die Unterschiede zwischen den
Altersgruppen: Unter den 18- bis 29-Jährigen sehen darin lediglich 14
Prozent eine Lösung für die Zukunft. Bei den 30- bis 44-Jährigen (28
Prozent), den 45- bis 59-Jährigen (27 Prozent) sowie den 60-Jährigen und
Älteren (26 Prozent) liegt dieser Wert nahezu doppelt so hoch. In den
genannten Altersgruppen ist hingegen die Zustimmung zur Solar- und
Windenergie sowie Wasserstoff aus erneuerbaren Energien mit zwei Dritteln
bis drei Vierteln der Befragten nahezu gleich groß.
„Enormes Einsparpotenzial für mehr Energieeffizienz“
Welche Herausforderung auf den Energiemarkt allein in Deutschland wartet,
macht eine andere Erkenntnis der forsa-Umfrage deutlich: Denn noch heizen
ihr Haus oder ihre Wohnung insgesamt 52 Prozent der Befragten mit Gas und
18 Prozent mit Öl. Luft-Wärmepumpe (3 Prozent), Erd-Wärmepumpe (2 Prozent)
und Solarenergie (1 Prozent) verharren dagegen derzeit noch im unteren
einstelligen Bereich. Etwas mehr genutzt wird im Moment lediglich
Fernwärme; das gaben elf Prozent der Befragten an. Hausbesitzer, deren
Haus vor 1978 gebaut wurde, nutzen weitaus häufiger (31 Prozent) eine Öl-
Heizung als solche mit Häusern, die erst nach 1978 errichtet wurden (15
Prozent). Das Jahr markiert eine Zäsur in der bundesdeutschen
Energiepolitik, denn Ende 1977 trat in Deutschland die erste
Wärmeschutzverordnung in Kraft – mit der Folge, dass nicht nur das Dämmen
von Dächern, Wänden und Decken an Bedeutung gewann, sondern auch
effizientere Heizungstechniken. Hinzu trugen seinerzeit die noch spürbaren
Auswirkungen der Ölkrise Anfang der 1970er-Jahre zu einem Umdenken bei.
Dazu DBU-Generalsekretär Bonde: „Dieses forsa-Ergebnis ist als Appell für
dringendes Handeln zu verstehen. Denn fast zwei Drittel der Gebäude in
Deutschland sind vor der ersten Wärmeschutzverordnung gebaut worden. Das
birgt enormes Einsparpotenzial für mehr Energieeffizienz.“
Weitere Informationen finden Sie unter:
https://www.dbu.de/123artikel39392_2442.html
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
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