13.02.2022
Die Alleskönnerin: Schwarze Soldatenfliege macht nachhaltige Ressourcenkreisläufe möglich
Schwarze Soldatenfliegen sind Alleskönnerinnen: Ihre Larven verwandeln so gut wie jedes Futter in hochwertiges Eiweiß. Das macht sie zur idealen,
nährstoffreichen Futterquelle. Am Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) werden sie von Prof. Cornelia C. Metges und ihren Mitarbeitern Dr.Gürbüz Daş und Dr. Manfred Mielenz erforscht.
„Die Larven sind ausgesprochen vielseitig in der Wahl ihres Futters, anders als
beispielsweise Mehlwürmer“, erläutert Dr. Manfred Mielenz. Als
prozessiertes Futtermittel seit letztem Jahr nun auch für Schweine und
Hühner zugelassen, bietet die schwarze Soldatenfliegenlarve eine
ressourcenschonende Alternative zu importiertem eiweißreichem
Zusatzfutter, wie etwa Soja. Für das Projekt „RüBio“ bilden die Schwarzen
Soldatenfliegen einen wichtigen Baustein. Für die Forschung zur
nachhaltigen Fütterung der Larven auf der Basis von Reststoffen haben
Prof. Cornelia C. Metges und ihre Mitarbeiter nun eine Projektförderung
vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) erhalten.
Traditionsmolkerei wird Modellstandort für regionale Ressourcenkreisläufe
In der ehemaligen Molkerei des „Rügener Badejungen“ in Bergen auf Rügen
entsteht nun eine einzigartige Kreislaufanlage im neuen „Bioökonomischen
Forschungszentrum Rügen (BFZR)“. Im Zentrum steht eine Aquakultur mit
Speisefischen. Deren Wasser wird mittels eines Algenreaktors zur
Produktion von Algenbiomasse geklärt und für die Bewässerung von
Heilkräutern und Obstkulturen verwendet. Eine essenzielle Komponente des
Ressourcenkreislaufs wird die Anlage für die Schwarze Soldatenfliege sein:
Die anfallenden Rest- und Nebenstoffe, beispielsweise aus dem Obstanbau,
dienen der Schwarzen Soldatenfliege als Nahrung, deren Larven wiederum an
die Speisefische verfüttert werden. Damit kann auf den Einsatz von
Fischmehl in der Aquakultur verzichtet werden. Der Modellstandort
„Bioökonomisches Forschungszentrum Rügen“ soll später aber auch Wissenschaft für Besucher erlebbar machen.
Futterdesign für die Schwarze Soldatenfliege am FBN
Was genau die Larven der Schwarzen Soldatenfliege brauchen, um möglichst
viel hochwertiges Eiweiß zu produzieren, wird nun in der Anlage für die
Schwarze Soldatenfliege des FBN als Teil des Projektes „RüBio“ im
Labormaßstab erforscht. Um ressourcenschonend und nachhaltig zu
produzieren, sollen ausschließlich organische Rest- oder Nebenstoffe aus
der Anlage selbst und der Region, wie z.B. Obstreste, Heureste, Reste aus
der Bäckerei oder Bierbrauerei, verwendet werden.
„Wir analysieren die verschiedensten Reststoffe und finden heraus, wie sie
kombiniert werden müssen, damit ihre Nährstoffe optimal für das Wachstum
der eiweißreichen Larven genutzt werden können“, erklärt Dr. Gürbüz Daş.
Aber auch die Klimafreundlichkeit der verschiedenen Reststoffkombinationen
wird in den Respirationskammern für die schwarze Soldatenfliegen am FBN
überprüft. „Je nach Zusammensetzung des Futters werden unterschiedliche
Mengen klimarelevanter Gase freigesetzt“, führt Dr. Manfred Mielenz aus.
Die Ergebnisse der Versuche werden dann in der neuen Insektenanlage im
„BFZR“ umgesetzt, wobei die Forschenden aus dem FBN beratend zur Seite
stehen.
Bis 2024 soll der Modellstandort auf Rügen etabliert sein. Dort wird auch
über die Produktion hochwertiger Kosmetika nachgedacht – das Öl der
Schwarzen Soldatenfliegenlarve ist dem von Palmkernöl und Kokosöl sehr
ähnlich aber wesentlich klimafreundlicher. Eine echte Alleskönnerin eben.
http://www.fbn-dummerstorf.de
Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN)
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