06.01.2022
Nachhaltige Palmölalternative aus dem Labor
Palmöl ist ein echter Klimakiller. Etwa 19 Millionen Hektar Regenwald wurden dafür bereits rund um den Äquator gerodet. Dabei wird nicht nur eine große Menge CO2 freigesetzt, sondern auch wichtiger Lebensraum bedrohter Tierarten zerstört. Da das Pflanzenöl aber nicht nur in Brennstoff, sondern laut World Wide Fund For Nature (WWF) auch in jedem zweiten Produkt aus dem Supermarkt steckt, importiert Europa trotzdem jedes Jahr bis zu sieben Millionen Tonnen Palmöl.
Eine nachhaltige Alternative, die zusätzlich CO2-neutral ist, entwickelt das Startup COLIPI: die Herstellung von Ölen mithilfe von Hefen.
Mit ihrer Technik wollen die Gründer Max Webers, Philipp Arbter, Jonas Heuer und Tyll Utesch vom Institute of Bioprocess and Biosystems
Engineering der Technischen Universität Hamburg die Kosmetik- und Lebensmittelindustrie nachhaltig revolutionieren.
Fermentation – Wenn Hefe Fett produziert
Das nachhaltige Öl wird durch Fermentation hergestellt. COLIPI nutzt dafür
Hefen, die Zucker aus industriellen und landwirtschaftlichen
Abfallprodukten, wie Melasse oder andere Biomassen, verwerten und dadurch
ihren Stoffwechsel am Laufen halten. Nachdem insbesondere Stickstoff und
Phosphate verbraucht sind, stoppt das Wachstum und mit dem verbleibenden
Überangebot an Kohlenstoff werden Lipide gebildet. Diese Lipide lassen
sich anschließend isolieren und sind, je nach Hefeart, vielen pflanzlichen
Ölen sehr ähnlich. Normalerweise entsteht bei der Fermentation CO2. Doch
auch hier hat das Team eine klimaschonende Lösung gefunden: „Wir
entwickeln eine weltweit einzigartige Technologie, die den gesamten
Produktionsprozess CO2-neutral macht. Die lassen wir uns gerade patentieren“, sagt Philipp Arbter.
Mehr Nachhaltigkeit in der Kosmetik- und Lebensmittelindustrie
Mit dem „grünen“ Öl können Palmöl oder Kakaobutter nachempfunden, aber
auch ganz neue Öle ohne natürliches Vorbild entwickelt werden. „Die
Vielfältigkeit der Öle spiegelt sich auch in ihrer Anwendung in Cremes,
Seifen oder Schokoladen wider. Also überall dort, wo auch heute
pflanzliche Öle genutzt werden”, so der Projektleiter von COLIPI, Max Webers.
Das Geld aus dem EXIST-Förderprogramm steckt das Start-up in die
Ausweitung der Öl-Produktion vom Labormaßstab hin zur industriellen
Produktion. So sei die Nachfrage nach dem Öl in kommerziellen Produkten
bereits groß, denn das Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit wächst.
„Produkte, die auf CO2-neutralen Ölen basieren, bringen Unternehmen der
Kosmetik- und Lebensmittelindustrie einen klaren Marktvorteil, da möchte
niemand zu spät auf den Zug aufspringen”, betont Max Webers. Erste
Produkte mit dem Öl von COLIPI werden voraussichtlich in zwei Jahren auf dem Markt zu finden sein.
Weitere Informationen finden Sie unter:
https://colipi.com/
Technische Universität Hamburg
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