07.05.2021
Verpackungen aus Popcorn
Verpackungen sollten heutzutage neben den besonderen Anforderungen für
Transport, Lagerung und Produktdarstellung auch nachhaltig sein.
Nachhaltig bedeutet in diesem Fall: Das Material sollte umweltschonend und
aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden, gute Stabilität für ein
mögliches Wiederverwenden aufweisen und sich am Ende der Gebrauchszeit gut recyceln lassen.
Eine Arbeitsgruppe der Universität Göttingen forscht seit
langem an Herstellungsverfahren für Produkte aus Popcorn, die eine
umweltfreundliche Alternative zu Styropor- oder Kunststoffprodukten darstellen könnten.
Über die kommerzielle Nutzung des Verfahrens und der Produkte für den
Bereich Verpackungen hat die Universität nun einen Lizenzvertrag mit dem
mittelständischen Unternehmen Nordgetreide abgeschlossen.
Noch ist die Verpackungsindustrie mit fast 40 Prozent der wichtigste
Abnehmer der Kunststoffindustrie. Große Produzenten und Handelsketten
haben jedoch längst begonnen, ihre Verpackungskonzepte zu überdenken und
recyclingfähiger zu gestalten. Der Arbeitsgruppe „Chemie und
Verfahrenstechnik von Verbundwerkstoffen“ an der Fakultät für
Forstwissenschaften und Waldökologie der Universität Göttingen ist es nun
gelungen, aufbauend auf ihren langjährigen Erfahrungen im Bereich
nachwachsender Rohstoffe ein neuartiges Verfahren zu entwickeln, mit dem
sich dreidimensionale Formkörper aus Popcorngranulat herstellen lassen.
Großer Vorteil dieses Granulats: Es ist eine biobasierte, umweltschonende
und nachhaltige Alternative zu den bisher in der Industrie verwendeten Produkten auf Styroporbasis.
„Mit diesem neuen an die Kunststoffindustrie angelehnten Verfahren lassen
sich nunmehr die verschiedensten Formteile herstellen“, erklärt der Leiter
der Forschungsgruppe, Prof. Dr. Alireza Kharazipour. „Besonders für den
Bereich Verpackungen lässt sich so gewährleisten, dass Produkte sicher
transportiert werden. Und dies mit einem Verpackungsmaterial, das
anschließend sogar biologisch abbaubar ist.“ Darüber hinaus besitzen die
neuen Popcorn-Produkte wasserabweisende Eigenschaften, was ihre Einsatzmöglichkeiten noch vergrößert.
Nordgetreide-Geschäftsführer Stefan Schult ergänzt: „Jeden Tag
verschmutzen wir unsere Erde mit einer exponentiell zunehmenden Menge an
Plastikmüll, der unser Öko-System auf Jahrtausende belastet. Unsere
Popcorn-Verpackungen sind eine hervorragende, nachhaltige Alternative zu
erdölbasiertem Styropor. Die pflanzenbasierten Verpackungen werden aus
einem nicht für Lebensmittel geeigneten Reststoff unserer Cornflakes-
Produktion hergestellt und sind nach der Verwendung rückstandslos kompostierbar.“
Den Lizenzvertrag zwischen Universität und Nordgetreide hat die MBM
ScienceBridge GmbH vermittelt, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft
der Georg-August-Universität Göttingen Stiftung Öffentlichen Rechts. Die
Patentverwertungsagentur agiert für insgesamt neun niedersächsische
Hochschulen und wissenschaftliche Einrichtungen: Sie prüft
wissenschaftliche Erfindungen auf die Möglichkeit einer Patentanmeldung
und auf wirtschaftliches Potenzial. Anschließend kümmert sie sich um die
weltweite Vermarktung sowie die Verhandlung, Betreuung und Überwachung von
Lizenzverträgen. Das aktuelle Portfolio enthält Projekte aus der
Biomedizin, Medizintechnik, Messtechnik, Chemie, Physik und den Forst- sowie Agrarwissenschaften.
Weitere Informationen finden Sie unter:
https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?id=6255
Georg-August-Universität Göttingen
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