11.11.2020
Stachelige Rarität in Bayern – Stechpalme ist Baum des Jahres 2021
Dunkelgrünes Laub und rote Beeren: Die Stechpalme kennen viele unter dem Namen Ilex und eher als dekorativen Gartenstrauch
oder Weihnachtsschmuck. Sie ist jedoch auch ein seltener, einheimischer Waldbaum und wurde von der Silvius Wodarz Stiftung zum Baum des Jahres 2021 gekürt.
Der "Baum" des Jahres 2021 wird mit einem Durchmesser von maximal 20
Zentimeter selten höher als sechs bis acht Meter. Das stärkste Exemplar
Deutschlands steht bei Emmerich am Niederrhein, nahe der holländischen
Grenze. Der 260 Jahre alte Baum mit seinen zwei Metern Umfang ist dabei
jedoch auch nur zwölf Meter hoch.
Die Europäische Stechpalme (Ilex aquifolium) ist eine Verwandte der
Magnolie und gehört zu den Klimaprofiteuren. Optimale Wuchsbedingungen
findet sie ursprünglich in den feucht-atlantisch geprägten Gebieten
Westeuropas mit milden Wintern und relativ hohen Sommerniederschlägen. In
Bayern finden sich nur kleinere Vorkommen in einem schmalen Streifen am
Alpennordrand. Vor allem wegen der zunehmend milderen Winter wird sie
künftig aber ihr Verbreitungsgebiet erweitern und neue ihr zusagende Öko-
Nischen finden können.
Der Baum des Jahres 2021 ist in Bayern sehr selten und wird in der „Roten
Liste Bayerns“ als „gefährdet“ eingestuft. Nach dem
Bundesnaturschutzgesetz zählt sie zu den „besonders geschützten Arten".
Auch wenn die Stechpalme forstlich ohne Bedeutung ist, ist sie auch
ästhetisch eine Bereicherung unserer Wälder. Bei forstlichen Maßnahmen
wird sie geschont und wo möglich gezielt gefördert, zum Beispiel bei
vorhandener Naturverjüngung.
Dabei ist die Stechpalme als Fraß- und Nährbaum bei Insekten und Vögeln
nur mäßig beliebt. So finden sich an Ilex nur 12 Insektenarten – im
Vergleich dazu zum Beispiel die Weide, die Lebensraum für über 700
Insektenarten bietet. Der europäische Ilex ist in allen Teilen stark
giftig. Im Gegensatz zu seinem südamerikanischen Vetter, dem Ilex
paraguariensis der traditionell als Mate-Strauch den koffeinhaltigen Mate-
Tee liefert.
Gärtnerisch wird der Ilex zunehmend als der „bessere Buchsbaum“ gehandelt.
Immergrün, unempfindlich gegen den Buchsbaumzünsler und als willkommenes
Extra die schönen roten Beeren. Besonders die schnittfeste Japanische
Stechpalme (Ilex crenata) mit kleineren Blättern ohne Stacheln sieht nach
entsprechendem Formschnitt dem Buchsbaum sehr ähnlich.
Als häufiges Wintergrün auf den feucht-kühlen britischen Inseln hat die
Stechpalme schon bei den Kelten im Brauchtum ihren Niederschlag gefunden
und bis heute gibt es kein Weihnachten ohne "holly" – die dekorativen
Zweige der Stechpalme. Aber auch in Deutschland war sie lange Zeit
alltägliches Kulturgut: Der bekannten Dichterin Annette von Droste-
Hülshoff war der frühere 20 DM-Schein gewidmet. Er zeigte eine starke
Buche als Hinweis auf ihre Novelle „Die Judenbuche“ und einen Zweig der
Stechpalme – norddeutsch "Hülse" - als Hinweis auf den Namen der
Dichterin.
Weitere Informationen finden Sie unter:
https://www.lwf.bayern.de/stechpalme
Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft
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