21.07.2020
Braune Hundezecke: Zecken-Expertin bittet um Zusendung auffälliger Zeckenfunde
Uni Hohenheim forscht an eingeschleppter Art
Urlaubszeit – Reisezeit: Auch wenn aktuell Ferienreisen nur eingeschränkt möglich sind, sollten Hundehalter darauf achten, keine unerwünschten „Souvenirs“ mit nach Hause zu bringen. Die Rede ist von der Braunen Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus). Ursprünglich aus Afrika stammend, ist sie inzwischen auch im Mittelmeerraum und der Schweiz zu finden. Von dort wird sie immer mal wieder nach Deutschland eingeschleppt.
„Es wurden aber auch bereits Exemplare an Hunden gefunden, die ihren Hof nie
verlassen hatten“, berichtet Prof. Dr. Ute Mackenstedt Parasitologin und
Zeckenexpertin an der Universität Hohenheim in Stuttgart. „Damit können
sie kein unbeabsichtigtes Urlaubsmitbringsel sein – ein Hinweis darauf,
dass sich die Art hier möglicherweise bereits entwickeln kann.“ Für ihre
Forschung bittet die Universität Hohenheim die Bevölkerung auch dieses
Jahr wieder, Funde der Braunen Hundezecke mit Bild zu melden.
Alle Informationen unter: https://hundezecken.uni-hohenheim.de/hundezecken
Hundebesitzer kennen das: Bei einem Ausflug in Wald und Wiesen hat der
Hund ein paar unerwünschte Gäste „eingesammelt“, die am besten sofort
entfernt werden sollten. Denn auch wenn Zecken zunächst einmal für Mensch
und Tier nur unangenehm und lästig sind, können manche Exemplare auch
Krankheiten auf Mensch und Tier übertragen.
Zwar befallen Braune Hundezecken in erster Linie Hunde und können ihn
dabei mit verschiedenen Krankheiten infizieren; wenn aber ihr bevorzugter
Wirt gerade nicht verfügbar ist, stechen sie auch den Menschen und können
so zum Beispiel die Erreger für das Mittelmeerfleckfieber weitergeben.
Eine Braune Hundezecke kommt selten allein
Beim Hund verursacht der Stich einer einzelnen Braunen Hundezecke meist
lediglich geringe Hautirritationen. Doch kommt eine Braune Hundezecke
selten allein. Häufig sitzen mehrere bis viele dieser Plagegeister sehr
dicht nebeneinander, wenn sie ihre Blutmahlzeit aufnehmen.
„Dabei bevorzugen sie gut durchblutete Körperbereiche des Hundes mit
dünner Haut, wie beispielsweise Ohren, Leisten, Achselhöhlen, der Rücken
oder die Zehenzwischenräume“, erläutert Katrin Fachet, Doktorandin im
Fachgebiet Parasitologie.
Werden die Zecken mit dem Hund oder beispielsweise seinem Hundebett nach
Deutschland transportiert, können sie auch in Innenräumen lange überleben
und sich dort vermehren. Hauptsächlich sind sie dann bevorzugt an den
Orten zu finden, an denen die Hunde die Nächte oder lange Ruhezeiten
verbringen, wie zum Beispiel dem Hundebett oder in der Hundehütte.
„Eingeschleppt“ heißt nicht automatisch, dass die Zecke bei uns schon
heimisch ist
In den letzten beiden Jahren wurden den Expertinnen der Parasitologie in
Hohenheim aus 15 verschiedenen Haushalten in Deutschland Braune
Hundezecken gemeldet. „Meist waren dies Urlauber, die mit ihren Hunden aus
dem Mittelmeerraum oder der Schweiz zurückgekommen sind“, erläutert Katrin
Fachet. Und sie fügt hinzu. „Bei einem Fall hatte sich der Hund die Zecken
wohl im Urlaubsquartier in den Niederlanden geholt.“ Daraus könne man
jedoch nicht ableiten, dass sie in Deutschland schon heimisch seien.
Aber sie kann in unseren Wohnräumen überleben und sich vermehren
Nach einer Blutmahlzeit verlassen die Zecken ihren Wirt und ziehen sich in
Spalten und Ritzen zurück, die sie vor Umwelteinflüssen schützen. Auch
hinter Fußleisten, unter Dielen und hinter Tapeten oder in
Natursteinwänden in der Wohnung sind sie zu finden.
„Anders als unser heimischer Gemeiner Holzbock, ist die Braune Hundezecke
an hohe Temperaturen und Trockenheit angepasst und kann auch in Wohnungen
überleben. Ist dann noch ein Hund vor Ort, kann sie schnell zur Plage
werden“, so Katrin Fachet.
„Ein Hundezeckenweibchen kann bis zu 5.000 Eier legen, woraus sich
innerhalb kurzer Zeit mehrere Tausend Zecken entwickeln können“, erklärt
Prof. Dr. Mackenstedt. „Ein Wohnungsbefall durch die Braune Hundezecke ist
unschön und mehr als ärgerlich – aber kein Grund, gleich die Abrissbirne
zu schwingen“, unterstreicht sie noch. „Mit geeigneten Maßnahmen bekommt
man das wieder in den Griff.“
Prophylaxe ist der beste Schutz
Um es gar nicht erst soweit kommen zu lassen, empfehlen die Expertinnen
eine wirksame Zeckenprophylaxe, so dass die Tiere erst gar nicht mit nach
Hause genommen werden können. Dies könne über geeignete Zeckenhalsbänder
oder Spot-On-Präparate geschehen, die auf das Fell aufgetragen werden,
oder mit systemisch wirksamen Mitteln, wie zum Beispiel Kautabletten. Der
Tierarzt kann hier beraten.
Forschung an Brauner Hundezecke geht weiter
Insgesamt ist jedoch noch wenig über die Braune Hundezecke bekannt. So
weiß man beispielsweise nicht, ob sie in Deutschland auch außerhalb von
Wohnungen überleben kann und ob dies angesichts der Klimaveränderungen
eventuell möglich werden könnte. Auch ist noch ungeklärt, ob sie auch von
Hund zu Hund übertragen werden kann.
Wie gelangt die Zecke überhaupt nach Deutschland? Welche Krankheitserreger
führt sie mit sich? Welche Maßnahmen gegen einen Befall in der Wohnung
können getroffen werden? Sind weitere Fragen, denen sich Katrin Fachet in
ihrer Doktorarbeit widmen möchte, und: „Wir wollen die betroffenen Fälle
gerne betreuen – vom Anfang bis zum Ende des Befalls.“
Parasitologie der Universität Hohenheim bittet Bevölkerung wieder um
Mithilfe
Dazu bittet sie wieder um die Mithilfe der Bevölkerung: Wer häufiger eine
ungewöhnlich große Anzahl an Braunen Zecken in einem Gebäude bemerkt oder
wessen Hund sehr stark von Zecken befallen sein sollte, die der Braunen
Hundezecke ähnlich sehen, soll sie in ein kleines, luftdichtes Gefäß, wie
zum Beispiel einen Kunststoff-Cremetiegel, ein sehr kleines Einmachglas
oder Ähnliches geben.
Die Expertin freut sich, wenn sie zunächst eine E-Mail mit einer
Großaufnahme der Zecke an hundezecken(@)uni-hohenheim.de geschickt bekommt.
Sie wird sich dann schnellstmöglich beim Finder mit einer Einschätzung
melden, ob es sich um eine Braune Hundezecke handeln könnte und ob es
sinnvoll ist, den Fund auf dem Postweg an die Universität Hohenheim
einzuschicken.
„Schön wäre es, wenn die Zecke nicht mit Tesafilm oder anderen Klebstoffen
in Berührung kommt. Denn für die eindeutige Zuordnung brauchen wir feine
Härchen und Oberflächenstrukturen, die sich dann nicht mehr erkennen
lassen“, ist Katrin Fachet noch wichtig. Weitere Informationen gibt es
unter: https://hundezecken.uni-hohenheim.de/hundezecken.
HINTERGRUND: Das Hundezecken-Projekt
Schon seit vielen Jahren widmen sich die Parasitologinnen und
Parasitologen der Universität Hohenheim der Erforschung verschiedener
Zeckenarten. Dabei werden sie häufig von Tierheimen, Veterinärmedizinern
und Jägern unterstützt, denn manche Zeckenarten lassen sich nicht einfach
in der Natur sammeln. So wie die Braune Hundezecke.
Diese Zecken sind nach bisherigem Stand in Deutschland nicht heimisch,
werden aber regelmäßig aus dem Ausland - vor allem aus dem Mittelmeerraum
- eingeführt. Sie sind an die Lebensräume von Menschen angepasst und
können in Wohnräumen überleben und sich vermehren.
Im Hundezecken-Projekt soll das Vorkommen dieser Zeckenart in Deutschland
untersucht werden. Die Mithilfe der Bevölkerung spielt dabei eine
entscheidende Rolle. Die Zusammenarbeit ist auch für sie vorteilhaft: Die
Zecken werden von Experten bestimmt und untersucht. Nur so können wirksame
Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Die Ergebnisse werden den Einsendern
natürlich mitgeteilt.
Weitere Informationen:
https://hundezecken.uni-hohenheim.de/hundezecken
Universität Hohenheim
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