28.04.2020
Waagrechte Bäume: StartUp der Uni Hohenheim installiert vertikalen Garten in Stuttgart
Horizontalwachsende Bäume auf einem vertikalen Garten: Fassadengarten der
Universität Hohenheim mit drei waagrecht rotierenden Bäumen zieht um an den Rotebühlplatz.
An diesem Anblick gewöhnt man sich wohl nicht so schnell: Am VHS-Gebäude
auf dem Rotebühlplatz in Stuttgart entsteht vom 4. bis zum 6. Mai der
vertikale Fassadengarten des Hohenheimer Startups Visioverdis. Visioverdis
zielt auf eine innovative Begrünung von Städten und Mega-Citys ab: Wo
Platz für Parks fehlt, können grüne Gebäudefassaden etabliert werden.
Dabei reicht der positive Effekt weit über die Ästhetik hinaus: Diese
Pflanzenwände wirken als Lärmdämpfer, binden Kohlenstoffdioxid, verbessern
die Luftqualität und haben im Sommer eine kühlende Wirkung. Bis März 2020
war die Installation auf dem Campus der Universität Hohenheim in Stuttgart
zu bestaunen. Jetzt soll sie dauerhaft in der Stuttgarter Innenstadt bleiben.
Zum 200. Universitätsjubiläum stand die Pflanzenfassade mit 3 waagrechten,
rotierenden Bäumen auf dem Hohenheimer Campus. Nun steht der Umzug zum
Rotebühltreff am Rotebühlplatz an. Die Stadt Stuttgart hat die 8,50 Meter
lange und 3,50 Meter breite Garteninstallation gekauft. Diese soll nun auf
zehn Meter Höhe freihängend installiert werden.
„Das Bedürfnis, Großstädte begrünen zu wollen, wächst stetig. Nicht nur
die Stadt Stuttgart, sondern auch Firmen aus anderen Städten und aus dem
Ausland kontaktieren uns“, sagt Dr. Alina Schick, Gründerin und
Geschäftsführerin von Visioverdis.
Das Besondere des Fassadengartens besteht darin, dass die Ligusterbäumchen
rotieren: Durch die Rotation verändert sich für die Pflanzen die
Schwerkraft- und Lichtwahrnehmung, sodass diese stets horizontal wachsen.
Pro Minute sind es zwischen 0,1 und 1,6 Umdrehungen. Zudem bleiben die
Bäume klein, es wachsen dafür mehr grüne Blätter als bei der herkömmlichen
Pflanzung.
Autonome Pflanzen mit sensorgesteuerter Bewässerung
GraviPlant nennt Visioverdis diese Idee, um Großstädte mit wenig Raum zu
begrünen. Seit 2011 forscht Dr. Schick an den waagerecht wachsenden
Pflanzen und entwickelte ein Technologie-Konzept: Die Fassaden sind mit
LAN, Wasser- und Stromleitung verbunden, sodass die Pflanzen automatisch
versorgen werden. Sensoren steuern Bewässerung, Rotation und LED-
Beleuchtung.
Hinter Visioverdis Philosophie steckt die Gestaltung eines modernen,
attraktiven Stadtbilds, vor allem aber die Verbesserung der Luftqualität:
Mehr Pflanzen filtern mehr Schadstoff und produzieren zusätzlichen
Sauerstoff. GraviPlants könnten deshalb vor allem für die Mega-Citys im
asiatischen Raum eine Lösung sein.
Grüne Klimaanlagen mit geringem Energiebedarf
„Das botanische Potential der Pflanzen wird oft vergessen. GraviPlants
sind omnipotent, also echte ‚Allrounder’: Im Vergleich zu Klimaanlagen,
benötigen sie weniger Energiekosten, bezwecken neben der Fassadenkühlung
aber auch Luftreinigung, fungieren als Feinstaubfilter und haben einen
ästhetischen Anblick,“ sagt Schick.
Die promovierte Agrarwissenschaftlerin und Gravitationsbiologin hat sich
bereits 2009 mit der Schwerkraftwahrnehmung von Pflanzen
auseinandergesetzt, indem sie Pflanzen mit Hilfe von Waschmaschinenmotoren
drehte. Obwohl es bereits jahrzehntelange Forschung im Bereich Gravitation
und Pflanzen gibt, ist Visioverdis in seiner Branche Vorreiter.
Oberbürgermeister Fritz Kuhn freut sich über die Verschönerung auf dem
Rotebühlplatz: „Die Stadt wird im Sommer heißer, sodass wir zur Kühlung
mehr Grün ausbringen müssen. Mich freut besonders, dass wir für den
Fassadengarten eines Stuttgarter Start-Ups einen so prominenten und
geeigneten Standort am Rotebühlplatz gefunden haben.“
Bereits auf dem Campus der Universität Hohenheim sorgte der vertikale
Garten für Aufmerksamkeit und Reflexion über grüne Stadträume. Dr. Schick
hofft auf eine ähnliche Reaktion bei den vorbeigehenden Bürgern in der Innenstadt.
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Universität Hohenheim
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