23.02.2020
Botanische Besonderheit: Blühende Wollemie an der HHU
Es gibt nur wenige lebende Pflanzen, die als botanische Dinosaurier
gelten: die Wollemie (Wollemia nobilis). An der Heinrich-Heine-Universität
Düsseldorf (HHU) wachsen zwei Bäume dieser australischen Koniferenart, die lange als ausgestorben galt.
Und nun hat einer von ihnen im Kuppelgewächshaus des Botanischen Gartens weibliche Blüten entwickelt,
eine kleine Sensation. Besucherinnen und Besucher können diese in den kommenden Monaten bestaunen.
Es war 1994 eine Sensation, als der junge australische Ranger David Noble
bei einer Klettertour in einem unerforschten Gebiet des Wollemi-
Nationalparks auf Bäume stieß, die er noch nie gesehen hatte. Aber auch
seine Kollegen waren ratlos und verblüfft: Erst nach einer aufwändigen
Bestimmung war klar, dass Noble einen lebenden „Pflanzendino“ entdeckt
hatte, dessen nahe Verwandte man bisher nur als 100 Millionen Jahre alte
Fossilien kannte. Man war bis dahin davon ausgegangen, dass sie seit 50
Millionen Jahren ausgestorben waren. Somit gehören die Pflanzen zu den
seltensten Arten auf der Erde.
Der Wildstandort nordwestlich von Sydney wird streng geheim gehalten und
umfasst nur ein sehr kleines Areal mit weniger als 200 Bäumen. Dieser
kleine Bestand war von den großen Bränden in Australien in diesem Winter
bedroht. Nur der intensive Einsatz von Löschflugzeugen und mutigen
Feuerwehrkräften vor Ort bewahrte ihn bisher vor dem Feuer.
Sofort nach Bekanntwerden der Entdeckung gab es großes Interesse an diesen
geheimnisvollen Pflanzen. 1,5 Millionen australische Dollar brachte die
Versteigerung der ersten nachgezüchteten Exemplare ein. Das Geld wird zum
Erhalt dieser und anderer bedrohter Arten eingesetzt.
In Deutschland wurde die erste Wollemie 2005 im Palmengarten von Frankfurt
gepflanzt. Der Botanische Garten der HHU erhielt seine beiden Exemplare
2008 als Geschenk zur Eröffnung seiner neuen Gewächshausanlage.
Da es mit der Kultur dieser Pflanzenart keine Erfahrungen gab, wurde ein
Exemplar in einem Kübel weiterkultiviert und die zweite Pflanze im
Kuppelgewächshaus ausgepflanzt. Beide Pflanzen entwickelten sich in der
Folgezeit gut. Der Baum im Kuppelgewächshaus ist inzwischen sechs Meter
hoch. Nach einigen Jahren bildeten beide Bäume männliche Zapfen.
Die Überraschung im Januar 2020: Die Wollemie in der geschützten Kuppel
setzt an in ihrer Krone erstmals weibliche Zapfen an. Dies geschieht erst
bei schon älteren Bäumen und ist in Deutschland bisher nur wenige Male
vorgekommen. Dazu Dr. Sabine Etges, wissenschaftliche Leiterin des
Botanischen Gartens der HHU: „Wir haben lange darauf gewartet, dass dies
in Düsseldorf passiert, unser spezielles Gewächshaus bietet eine gute
Umgebung für die Wollemie. Jetzt hoffen wir, dass eine Nachzucht klappt.“
Nun ist filigrane Arbeit gefragt, denn die weiblichen Blüten sind nur
wenige Zentimeter groß. Lars Leonhard, der Reviergärtner des
Kuppelgewächshauses, versucht die Pflanzen geschlechtlich zu vermehren, so
dass letztlich keimfähige Samen gebildet werden. Hierfür werden die
weiblichen Zapfen von Hand mit Pollen bestäubt. Da die männlichen Zapfen
in Düsseldorf noch nicht reif sind, startete Dr. Etges eine
deutschlandweite Anfrage, auf die der Botanische Garten der Universität
Marburg reagierte. Die Marburger schickten eingefrorenes Pollenmaterial,
welches jetzt gezielt auf die weiblichen Blüten aufgebracht wird.
Normalerweise trägt der Wind den Pollen von Baum zu Baum.
Nach der Bestäubung ist Geduld gefragt. Falls der Versuch gelingt, dauert
es noch fast zwei Jahre, bis die Zapfen mit den Samen ausreifen. Etges:
„In der Zeit wachsen die Zapfen und verholzen; schließlich werden sie rund
zehn Zentimeter groß sein und dann auch gut in der Krone sichtbar.“ Nach
der Aussaat der Samen kann es noch einmal sechs Monate dauern, bis sich
ein Keimling zeigt. Erst dann weiß man, ob die Bestäubung erfolgreich war.
In Marburg war bereits einmal eine Nachzucht aus Samen gelungen: Dort
wuchsen aus 900 Samen sechs Jungpflanzen heran.
Wer das besondere botanische Highlight an der HHU bewundern will, kann
dies im Februar montags bis freitags bis 16:00 Uhr tun (Rosenmontag
geschlossen). Aber auch danach lohnt es sich, die Wollemien im Garten zu
besuchen; von März bis Oktober hat der Botanische Garten täglich geöffnet.
Am 8. März 2020 um 15:00 Uhr findet darüber hinaus die erste
Sonntagsführung in diesem Jahr statt, zum Thema „Jahresbezogene botanische
Sehenswürdigkeiten“. Dr. Joachim Busch wird die Besucher auch ins
Kuppelgewächshaus und zur blühenden Wollemie führen.
http://www.botanischergarten.hhu.de
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
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