23.02.2020
Arktis wird immer grüner – Moderne Technik hilft bei der Ursachensuche
Die Pflanzen arktischer Gebiete reagieren auf ansteigende
Sommertemperaturen. Da der Schnee früher schmilzt, beginnen die Pflanzen
im Frühjahr eher zu wachsen. Tundra-Vegetation breitet sich in neue
Gebiete aus und die Pflanzen wachsen auch höher – das sogenannte -Ergrünen
der Arktis-.
Ein 40-köpfiges internationales Forschungsteam von 36
Institutionen, unter anderem der Universität Greifswald und der
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, hat mit Hilfe moderner
Technik herausgefunden, dass die Ursachen für diese Prozesse komplexer und
variabler sind, als bislang angenommen.
Die Ergebnisse werden im Artikel „Complexity revealed in the greening of
the Arctic“ der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Nature Climate Change“
(DOI 10.1038/s41558-019-0688-1) vorgestellt.
Forschende setzen neue Techniken ein, um eine der sichtbarsten
Auswirkungen des Klimawandels zu erkennen – das sogenannte „Arctic
greening“. Drohnen- und Satellitentechnologie half einem internationalen
Forscherteam, genauer nachzuvollziehen, wie die riesigen baumlosen
Regionen der Tundra grüner werden. Durch den Vergleich von Luftaufnahmen
mit Beobachtungsergebnissen am Boden kann nun genauer beschrieben werden,
wie sich die nördlichen Regionen Europas, Asiens und Nordamerikas mit
steigenden Temperaturen verändern.
Es stellte sich heraus, dass das vom Weltraum aus beobachtete Ergrünen der
Arktis nicht nur auf die Erwärmung der Tundra zurückzuführen ist.
Satelliten erfassen auch andere Veränderungen, beispielsweise die
Zeitunterschiede bei der Schneeschmelze und die Feuchtigkeit der
Landschaft. „Neue Technologien, darunter Sensoren für Drohnen, Flugzeuge
und Satelliten, ermöglichen es Wissenschaftlern, neu auftretende Muster
des Ergrünens in Satellitenpixeln, die die Größe eines Fußballfeldes
abdecken, zu erfassen“, so die Hauptautorin des Artikels, Dr. Isla Myers-
Smith von der School of GeoSciences der Universität Edinburgh. „Mit Hilfe
dieses Methodenarsenals ist es uns nun möglich, die ökologischen Prozesse
auf verschiedenen Raum- und Zeitskalen besser zu verstehen – denn
letztendlich ist es die Summe aller Prozesse auf den verschiedensten
Skalen, die wir beobachten und analysieren können“, so Professor Martin
Wilmking von der Universität Greifswald.
Professor Scott Goetz von der School of Informatics, Computing and Cyber
Systems an der Northern Arizona University ergänzt, dass diese Forschung
für unser Verständnis des globalen Klimawandels von entscheidender
Bedeutung ist. Tundrapflanzen fungieren als Barriere zwischen der
wärmenden Atmosphäre und riesigen Kohlenstoffvorräten, die in den
Dauerfrostböden gespeichert sind.
Veränderungen in der Vegetation beeinflussen das Gleichgewicht zwischen
Kohlenstoffspeicherung im Boden und Kohlenstofffreisetzung in die
Atmosphäre. Bereits geringe Abweichungen könnten erhebliche Auswirkungen
auf die Bemühungen haben, die Erderwärmung unter 1,5 Grad Celsius zu
halten. Dies ist ein Hauptziel des Pariser Abkommens. Die aktuelle Studie
wird der Forschung helfen, herauszufinden, welche Faktoren die Erwärmung
beschleunigen oder verlangsamen.
„Neben der Erfassung neuer Bilder haben Fortschritte bei der Verarbeitung
und Analyse dieser Daten – auch unter Einbeziehung jahrzehntealter Bilder
– unser Verständnis von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Arktis
revolutioniert“, erklärt Co-Hauptautor Dr. Jeffrey Kerby, der als Neukom-
Fellow am Dartmouth College forschte.
Alex Moen, Vizepräsident für Forschungsprogramme bei der National
Geographic Society, sagte: „Wir sind gespannt, welche Auswirkungen diese
Arbeit auf unser kollektives Verständnis der Arktis für kommende
Generationen haben wird.“
Das in Nature Climate Change
Die Forschung wurde auch vom Synthesezentrum des Deutschen Zentrums für
integrative Biodiversitätsforschung
Weitere Informationen
Originalartikel: Complexity revealed in the greening of the Arctic. DOI
10.1038/s41558-019-0688-1
http://www.nature.com/articles/s41558-019-0688-1
Pressemitteilung der University of Edinburgh:
http://www.ed.ac.uk/news/2020/arctic-on-red-alert-as-lands-grow-greener
Universität Greifswald
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