13.12.2019

Zukunft des Waldes: Mischkulturen, Naturverjüngung und nur bedingt Exoten

Große Resonanz für den 1. Frankfurter Waldkongress

-Die große Resonanz beweist, dass wir mit dem Thema sehr nah dran sind an dem, was die Forstwirtinnen und Forstwirte, Forscherinnen und Forscher, Naturschutzverbände und die Politik gerade sehr bewegt: die Zukunft unserer Wälder-, so Rosemarie Heilig, Umweltdezernentin der Stadt

Gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum Kulturlandschaft (KULT) der Hochschule Geisenheim veranstaltete das Umweltdezernat der Stadt Frankfurt am 25. November 2019 das zweite Geisenheimer Landschaftsforum, zugleich angekündigt als erster Frankfurter Waldkongress. Rund 200 Personen nahmen daran teil. Bewusst habe man bei den Vorträgen den Fokus auf eine ausgewogene Mischung aus der Forstpraxis und der aktuellen wissenschaftlichen Diskussion gelegt. Die lebhafte Debatte zum Ende des Kongresses bewies eindrücklich, wie breit das Meinungsspektrum zurzeit ist.
 
„Fertige Lösungen kann niemand anbieten“, sagt Prof. Dr. Eckhard Jedicke von der Hochschule Geisenheim, der den Kongress auch moderierte. Klar sei aber, dass die Zeit der Monokulturen und reiner Wirtschaftswälder abgelaufen sei. Aber auch unsere heimischen Baumarten bekommen zunehmend Probleme mit den heißen und trockenen Klimabedingungen „Die Zukunft gehört Mischkulturen, der Naturverjüngung und möglicherweise unter gewissen Voraussetzungen auch Baumarten aus dem mediterranen Raum“, fasst Jedicke zusammen. Frankfurts Umweltdezernentin brachte einen weiteren Punkt in die Diskussion: „Noch viel stärker als bisher müssen wir aber auch auf standortgerechten Nachwuchs bauen. Wir müssen – was Frankfurt betrifft – den Nachwuchs selbst ziehen, am besten in einer eigenen Baumschule. Dann können wir sicher sein, dass der Nachwuchs mit den Bedingungen hier klarkommt.“ Auf Grund der steigenden Temperaturen komplett auf Exoten zu setzen und den Wald umzubauen, sei keine Lösung. Diese Erkenntnis nehme sie aus dem Waldkongress mit.
 
Die Situation ist alarmierend: Die Zahl abgestorbener Bäume ist in Hessen seit 1985 – dem Höhepunkt des damaligen Waldsterbens durch sauren Regen – um den Faktor 7 gestiegen, sagt Stefan Nowak, Leiter der Abteilung Waldentwicklung und Umwelt beim Landesbetrieb HessenForst. Nur drei Prozent der Bäume im Frankfurter Stadtwald sind nicht geschädigt. Problem ist vor allem die Trockenheit im Sommer: Gestiegene Mitteltemperaturen bewirken eine längere Vegetationsperiode und steigende Verdunstung durch die Vegetation. Damit wirken die Niederschlagsdefizite noch gravierender – viele Bäume vertrocknen.
 
„Nötig ist eine neue Zieldefinition für die Entwicklung und Multifunktionalität der Waldökosysteme“, folgert Jedicke. Diese kann nicht die Forstwirtschaft allein geben, sondern sie muss in einem gesamtgesellschaftlichen Prozess entwickelt werden. Verschiedene Referierende machten deutlich, dass die Ökosystemleistungen der Wälder umfassend bewertet werden müssten - so erfüllten Wälder, gerade Stadtwälder wie der Frankfurter, viele Aufgaben als Lebensraum, als Erholungs- und Freizeitraum und natürlich als CO2-Speicher. Mehr Vielfalt durch Dauerwälder mit mehr Arten (in höherer genetischer Vielfalt als bisher) in unterschiedlichen Baumaltern ist ein konsensfähiges Ziel. Mehr als bisher muss dabei die hohe Speicherfunktion für CO2 des Waldökosystems und vor allem des Bodens beachtet werden – sie darf nicht im Interesse einer großen Holzernte aufs Spiel gesetzt werden.
 
„Uns war besonders wichtig, dass alle Teilnehmenden gut informiert und mit neuen Impulsen aus dem Kongress kommen“, sind sich Heilig und Jedicke einig. „Wir werden Dialog zwischen Praxis und Wissenschaft fortsetzen, denn nur ein breiter und offener Diskurs kann bei der komplexen Thematik zu innovativen Lösungen führen.“ Das Kompetenzzentrum Kulturlandschaft plant für das Jahr 2020 eine weitere Tagung zu den waldbaulichen Konsequenzen gemeinsam mit den Landesforsten Rheinland-Pfalz.

Hochschule Geisenheim University

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