28.08.2019
Insektengiftallergie – Nicht jeder braucht eine Diagnostik!
Das bayerische Gesundheitsministerium hat dazu aufgerufen, Menschen mit
dem Verdacht auf eine Insektengiftallergie häufiger zu untersuchen. Diese
Initiative wird von der GPA unterstützt. Hierbei ist es wichtig zu wissen,
dass nicht jeder, der auf einen Insektenstich etwas stärker reagiert,
gleich so allergisch ist, dass er weitere Untersuchungen benötigt.
Im Gegenteil entwickeln bis zu 50% der deutschen Kinder allergische
Antikörper, aber nur ca. 3.5% haben das Risiko für schwere allergische
Reaktionen. Damit würden durch ungezielte Untersuchungen viele Patienten
verunsichert. Diese Untersuchungen sind nur dann angezeigt, wenn bereits ein allergischer Schock aufgetreten ist.
Im Spätsommer und Herbst häufen sich Fälle von Insektenstichen. Wespen
finden teilweise bis in den November hinein durch langanhaltende
Wärmeperioden genug Futter und weiten die Flugzeiten so aus. Während
Bienen vor allem Blüten und zuckerhaltige Getränke als Nahrungsquelle
nutzen, haben Wespen auch Fleischwaren auf dem Speiseplan. Vor allem
Bienen sind von Natur aus nicht aggressiv, aber wenn sie sich bedroht
fühlen greifen sie an und stechen. Insektenstiche sind deshalb gerade
zurzeit häufige Fälle in Kinder- und Jugendarzt-Praxen.
Das Bayerische Gesundheitsministerium hat unlängst dazu aufgerufen,
Insektengiftallergien zu untersuchen und richtig behandeln zu lassen.
Hierbei ist es wichtig zu wissen, dass eine starke Schwellung nach einem
Insektenstich noch kein Hinweis auf eine Insektengiftallergie ist, die
eine vorbeugende Behandlung benötigt. Nur sehr wenige Patienten mit
starken Lokalreaktionen erleiden bei zukünftigen Stichen einen
allergischen Schock, meist tritt aber erneut eine starke Schwellung auf.
Diese kann durch eine frühzeitig eingeleitete Lokalbehandlung gelindert werden.
Die Indikation für eine Testung, ob Antikörper auf Insektengift vorliegen,
ist nur dann gegeben, wenn bereits eine schwere allergische
Sofortreaktion, zum Beispiel mit Nesselsucht, Kreislaufproblemen oder
Atemnot direkt nach einem Stich aufgetreten ist. Ein hoher Anteil der
Bevölkerung (bis zu 40% der Erwachsenen und bis zu 50% der Kinder) hat
Insektengift-Antikörper ausgebildet, ist also sensibilisiert, aber nur
wenige davon (ca. 3.5%) reagieren schwer allergisch. Auch eine besonders
starke Sensibilisierung sagt nicht voraus, dass ein Allergierisiko
besteht. Dies bedeutet, dass eine unnötige Testung bei rund 47 von 100
Personen unberechtigte Sorgen vor einer Insektenstichallergie auslösen
würde. Die entstehende Angst verschlechtert die Lebensqualität der
Patienten und kann teilweise sogar dadurch das Stichrisiko erhöhen, dass
die Patienten durch schnelle Abwehrbewegungen die Tiere reizen. Insofern
sollte der Test nur dann erfolgen, wenn er als Vorbereitung für eine Behandlung notwendig ist.
Diese vorbeugende Behandlung, mit der sehr zuverlässig ein Schutz vor
schweren allergischen Reaktionen bei zukünftigen Stichen gegeben ist, ist
die spezifische Immuntherapie. Hierbei wird der Körper durch regelmäßige
Injektionen des Giftes über mehrere Jahre an das Gift gewöhnt. Diese
Behandlung ist prinzipiell in jedem Alter durchführbar. Zusätzlich müssen
Patienten mit einem Risiko für eine schwere allergische Sofortreaktion mit
Notfallmedikamenten zum Selbstgebrauch ausgestattet werden, um die Zeit
bis zum Eintreffen eines Notarztes zu überbrücken. Auch diese
Notfallmedikamente, die auch einen Adrenalin-Autoinjektor beinhalten
sollten, müssen nur von denjenigen Patienten mitgeführt werden, die
bereits eine schwere allergische Reaktion erlebt haben.
Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e. V.
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