07.07.2019
-Dicke Luft- auf Radwegen in Städten
Luftverschmutzung ist eine globale Herausforderung, die jährlich Millionen
vorzeitige Todesfälle verursacht. Dies betrifft Entwicklungs- wie
Industrieländer gleichermaßen. In städtischen Ballungsräumen ist die
Luftbelastung besonders hoch.
Ein Team am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) untersucht die Schadstoffkonzentrationen
von Städten und welche Faktoren die Luftqualität beeinflussen. Es sind
Empfehlungen für die Stadt- und Verkehrsplanung entstanden, die aber auch
für Bürgerinnen und Bürger interessant sind.
Die Messungen der Partikelzahl-Konzentrationen wurden unter anderem auch
auf Fahrrädern durchgeführt. Das Team um Erika von Schneidemesser vom IASS
hat dafür häufig befahrene Radstrecken in den Stadtgebieten von Berlin und Potsdam ausgewählt.
Mit neuen Messtechniken war es den Wissenschaftlern und
Wissenschaftlerinnen möglich, in Echtzeit während des Fahrens, aber auch
an stationären Messstationen ein Sommervierteljahr lang die Konzentration
von schädlichen Partikeln zu erheben. Zugleich wurde eine Methode
entwickelt, die Schwankungen der durchschnittlichen
Umgebungskonzentrationen pro Fahrt berücksichtigt und einen Vergleich über
alle Strecken hinweg ermöglicht.
Stärkere Luftverschmutzung durch Busse, Laster und Motorräder
Es gibt große Unterschiede bei den Luftverschmutzungswerten, je nach
Straßentyp, Umweltumgebung und Fahrzeugtyp. Wenn nicht nur PKW unterwegs
sind, sondern auch Busse, Motorräder oder Lastkraftwagen, führt dies zu
einem Anstieg der Partikelkonzentrationen um 30 bis 40 Prozent gegenüber
dem durchschnittlichen Umgebungsniveau.
Hohes Verkehrsaufkommen wie Staus ließ die Partikelkonzentration um 47
Prozent gegenüber dem durchschnittlichen Niveau ansteigen, Autos, die an
Ampeln warten, um 35 Prozent. Das Radfahren in Wohngegenden verringerte
die Partikelanzahl um 17 Prozent gegenüber dem durchschnittlichen
Umgebungswert und um 22 Prozent beim Radfahren durch Grünflächen oder Parks.
Valide Daten für künftige Verkehrsplanung
„Die Ergebnisse klingen auf den ersten Blick logisch. Aber jetzt haben wir
valide Messdaten, die solch gängige Annahmen auch quantitativ belegen“,
sagt Erika von Schneidemesser vom IASS. „Künftige Stadtplanung sollte
beispielsweise Radwege eher auf Nebenstraßen parallel zu Hauptstraßen
einrichten, um den Weg noch attraktiv zu machen, die Feinstaub-Exposition
aber zu verringern. Bis dahin nehmen Radlerinnen und Radler besser die
Radwege, die durch Parks und Wohngebiete führen. Aber bitte diese
Ergebnisse nicht falsch verstehen: Radfahren - auch auf Hauptstraßen - ist
immer noch viel gesünder als Autofahren!"
Originalpublikation:
Erika von Schneidemesser, Kristina Steinmar, Elizabeth C. Weatherhead,
Boris Bonn, Holger Gerwig, Jörn Quedenau: Air pollution at human scales in
an urban environment: Impact of local environment and vehicles on particle
number concentrations, Science of the Total Environment Vol. 688. DOI:
https://doi.org/10.1016/j.scitotenv.2019.06.309
Weitere Informationen finden Sie unter:
https://www.iass-potsdam.de/de/news/dicke-luft-auf-radwegen-staedten
Institute for Advanced Sustainability Studies e.V.
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