21.03.2019
Zurück zur Natur: Erstmals werden Ölpalmplantagen in geschützten Regenwald umgewandelt
Das Forschungsvorhaben schafft einen Wildtierkorridor für Borneos bedrohte Tierwelt
Wissenschaftler wollen gemeinsam mit Borneos Forstbehörden Ölpalmplantagen in Regenwald um. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse können als Blaupause für zukünftige Aufforstungsprojekte dienen. Das Pilotprojekt soll federführend vom Rhino and Forest Fund (RFF) umgesetzt werden, der auf der Heart-of-Borneo-Konferenz für seine bisherigen Leistungen im Habitatschutz von der malaysischen Regierung aus Sabah eine Auszeichnung erhält.
Der Grundstein für dieses einzigartige Projekt wird auf der heute
stattfindenden Heart-of-Borneo-Konferenz in Malaysia gelegt. Das Projekt
wird Ölpalmplantagen kaufen, diese teilweise roden und mit naturnahem
Regenwald wieder aufforsten. Auf diese Weise lassen sich zerstückelte
Regenwaldgebiete wieder zusammenzuführen. Ziel ist es, durch die
Vernetzung von Schlüsselgebieten dem drohenden Aussterben isolierter
Wildtierpopulationen entgegenzuwirken.
Das geplante Pilotprojekt trägt zur Umsetzung der Aichi-
Biodiversitätsziele des internationalen Umweltabkommens [Convention on
Biological Diversity (CBD)] bei. Zeitgleich erfüllt es auch die auf dem
UN-Klimagipfel 2014 beschlossenen Klimaziele. Dort wurde vereinbart, bis
zum Jahr 2030 350 Million ha Wald aufzuforsten und degradiertes Land zu renaturieren.
Bisher mangelt es jedoch an evidenzbasierten Erfahrungen aus der Praxis.
Der Rhino and Forest Fund (RFF) möchte mit seinem Modellprojekt diese
Wissenslücke schließen. Er wandelt in den kommenden Jahren eine Fläche von
15,5 ha Ölpalmplantage in Regenwald um. Ein Forschungsteam des Leibniz-
Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) und Umweltexperten
aus Zürich wollen diesen Prozess wissenschaftlich begleiten. „Mit der
Unterzeichnung eines Kaufabkommens auf der aktuellen Heart-of-Borneo-
Konferenz in Kota Kinabalu in Malaysia wird ein Durchbruch bei der
Schaffung eines bedeutsamen Wildtierkorridors besiegelt. Um ein massives
Artensterben zu verhindern, müssen isolierte Waldgebiete zeitnah wieder
vernetzt werden. Dazu sind der kostspielige Erwerb bestimmter
Ölpalmplantagenflächen und deren Umwandlung in Schutzgebiete
unverzichtbar. Es ist sehr verwunderlich, dass dies zuvor noch niemand
gemacht hat“, sagt Robert Risch, Vorstandsmitglied des RFF und Mitarbeiter
am Leibniz-IZW. „Wir sind auch sehr stolz darauf, dass die Regierung von
Sabah den RFF heute offiziell für seine bisherigen Leistungen im
Habitatschutz auszeichnet und bedanken uns für die großartige und
langjährige Unterstützung durch die lokalen Behörden“.
Durch den Kauf von Ölpalmplantagenflächen schafft der RFF die Grundlage
für eine zentrale Landverbindung zwischen den isolierten
Wildtierreservaten Tabin und Kulamba im Osten des malaysischen
Bundesstaates Sabah auf der Insel Borneo. Beide Schutzgebiete sind von
zentraler Bedeutung für den Erhalt hochbedrohter und bedrohter Arten wie
beispielsweise Haarnasenotter, Borneo-Orang-Utan, Sunda-Nebelparder,
Borneo-Elefant und Borneo-Banteng.
„Die Herausforderung besteht in der Erforschung der optimalen Umwandlung
von Ölpalmplantagen und ihren degradierten Böden in naturnahen Regenwald.
Die hieraus gewonnenen Erkenntnisse, ermöglichen es uns, Aussagen über
eine zukünftige optimale Flächenrückführung zu treffen“, erläutert Dr.
Philippe Saner, Experte für Umweltstudien aus der Schweiz und
Gründungsmitglied des RFF.
„Mich interessiert besonders die Wiederbesiedlung der artenarmen Flächen
durch Wildtiere“, erklärt Dr. Petra Kretschmar, Ökologin am Leibniz-IZW
und Vorstandsmitglied im RFF. „Bisher wird hauptsächlich der Verlust der
Biodiversität untersucht, wir möchten jedoch herausfinden, wie lange es
dauert, bis artenarme Ölpalmplantagenflächen nach einer Renaturierung
wieder ihre ursprüngliche Artenvielfalt erreicht haben. Die
wissenschaftliche Begleitung des gesamten Umwandlungsprozesses ist
wichtig, um Empfehlungen für eine zukünftige nachhaltige Umwandlung von
Agrarlandflächen in naturnahen Regenwald zu geben.“
„Die Wissenschaftler sind jetzt auf der Suche nach Fördermitteln aus
staatlichen Quellen. Aber auch für Wirtschaftsunternehmen bietet sich hier
eine große Gelegenheit, einen nachhaltigen Beitrag für die Natur zu
leisten und für zukünftige Generationen die Weichen zu stellen“ erklärt
Steven Seet, Leiter der Wissenschaftskommunikation am Leibniz-IZW und
Vorstandsmitglied des RFF.
Die vom RFF durch Spendengelder erworbenen Flächen werden von der
Regierung Sabahs in Schutzgebiete umgewandelt und durch den RFF
aufgeforstet. Der dadurch entstehende Wildtierkorridor soll in den
nächsten Jahren durch weitere Zukäufe kontinuierlich ausgebaut werden.
Der in Deutschland ansässige RFF ist seit 2010 auf Borneo aktiv und hat
gemeinsam mit dem Sabah Forestry Department und mit Unterstützung des
Sabah Wildlife Departments bereits über 2.000 ha bedrohte Waldgebiete in
streng geschütztes Habitat überführt. Darüber hinaus hat der RFF bisher 24
ha zerstörte Regenwaldgebiete wieder aufgeforstet. Der RFF ist eine
Ausgründung des Leibniz-IZW und unterstützt deren Forschungsinitiativen.
Der RFF wird seit seiner Gründung im Jahr 2009 vom Zoo Leipzig gefördert.
http://www.rhinoandforestfund.org
Forschungsverbund Berlin e.V.
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