08.01.2019
Gekommen, um zu bleiben:
Drachenwels aus Ostasien in der bayerischen Donau
Die bayerische Donau ist inzwischen Heimat für viele Fisch- und andere
Tierarten, die ursprünglich nie dort vorkamen – sogenannte eingeschleppte
Arten oder Neozoen. Nun ist ein weiterer „bayerischer Neubürger“
identifiziert worden: Der „Gelbe Drachenwels“ (Tachysurus fulvidraco).
Um welche Fischart es sich handelt, blieb solange unklar, bis sich ein
Fischer, ein Amateurbiologe und ein Wissenschaftler der Staatlichen
Naturwissenschaftlichen Sammlungen (SNSB-ZSM) zusammentaten und einen
kurzen wissenschaftlichen Artikel in der aktuellen Ausgabe der
zoologischen Fachzeitschrift "Spixiana" veröffentlichten.
Schon seit den 1980er Jahren dringen verschiedene Arten sogenannter
Schwarzmeergrundeln als blinde Passagiere der Flussschifffahrt in den
bayerischen Donauraum ein. Seither gilt die Ökologie der bayerischen Donau
als komplett umgekrempelt. Der nun entdeckte Neuzugang ist erstmals im Mai
2018 in einem etwa 30 km langen Donauabschnitt zwischen Regensburg und
Straubing aufgetaucht. Seitdem fingen ortsansässige Fischer hunderte
Exemplare dieses Fisches. Der Körperbau und genetische Merkmale eines nun
in der Forschungssammlung der Zoologischen Staatssammlung München
hinterlegten Exemplars von 30 cm Länge belegen, dass es sich um Tachysurus
fulvidraco, eine Art aus der Familie der Stachelwelse (Bagridae) handelt.
Der wissenschaftliche Artname fulvidraco bedeutet übersetzt "Gelber
Drachen", weshalb die Autoren als deutschen Namen "Gelber Drachenwels" vorschlagen.
„Ob die Art, die sich in ihrer Heimat von Insektenlarven, Weichtieren und
kleinen Fischen ernährt, auf Dauer eine Gefahr für die einheimische Fauna
darstellt, kann derzeit nicht abgeschätzt werden,“ sagt Ulrich Schliewen,
Kurator für Fische an der ZSM, „Aus anderen europäischen Ländern ist eine
Verschleppung nicht bekannt, weshalb uns keine Erfahrungswerte vorliegen.“
Auch sei nicht klar, wie die Art in die Donau gelangte: Handelt es sich um
Nachkommen von Zierfischen aus Teichen, die beim letzten Donauhochwasser
überschwemmt wurden? Oder wurden sie unabsichtlich durch den
kontaminierten Besatz mit anderen wirtschaftlich interessanten Fischen in
den Fluss gesetzt? Eines ist wohl sicher: die Art ist gekommen, um zu
bleiben. Unter den vielen hundert gefangenen Fischen fanden sich sowohl
geschlechtsreife erwachsene Tiere als auch Jungtiere.
Der Gelbe Drachenwels ist in seiner ostasiatischen Heimat, vor allem in
China, eine kommerziell wichtige Fischart, die in Teichen gezüchtet wird.
Zu Beginn der Laichzeit im April oder Mai legen die Männchen Gruben im
Flachwasser stiller Altarme an. Dort laichen sie mit den Weibchen ab und
betreiben die Brutpflege der Eier und geschlüpften Larven. Vorsicht ist
beim Umgang mit Fischen dieser Art geboten, denn die gezähnten
Flossenstrahlen können schmerzhafte Wunden verursachen.
Originalpublikation:
Härtl M, Höllein M, Schliewen UK (2018). First record of the East Asian
Yellow Catfish Tachysurus fulvidraco (Richardson, 1846) in Germany
(Teleostei, Bagridae). Spixiana 41 (2): 167-168
Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.zsm.mwn.de - Zoologische Staatssammlung München
http://www.snsb.de - Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns
Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns
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