23.12.2018
Ist der Mond heute noch interessant?
Heilig Abend vor 50 Jahren: Die Apollo-8-Kapsel mit drei US-Astronauten an Bord trat in die Umlaufbahn des Mondes ein. Noch nie waren Menschen dem Himmelskörper so nah. Sie erkundeten Landeplätze für künftige Missionen und sendeten faszinierende Live-Bilder von der Mondberfläche. Und heute, was reizt uns an dem Erdtrabanten?
Am 21. Dezember 1968 startete die Apollo-8-Mission mit Frank Borman,
William Anders und James Lovell an Bord. Drei Tage später, am 24.
Dezember, erreichten sie die Mondumlaufbahn. Eine Aufgabe der Mission war,
geplante Landeplätze späterer Missionen zu dokumentieren. Berühmt wurde
die Mission für das „Earthrise“-Foto von Bill Anders, das sich nach der
Veröffentlichung schnell zu einem Symbolbild der später 1960er-Jahre
entwickelte. In die Geschichte ging auch eine ungewöhnliche
Weihnachtsbotschaft ein: Ein Millionenpublikum verfolgte live im
Fernsehen, wie Anders, Lovell und Borman die ersten Verse der
Schöpfungsgeschichte vortrugen. „Wir schließen mit einem ‚Gute Nacht‘,
viel Glück, fröhliche Weihnachten und: Gott segne euch alle – euch alle
auf der guten Erde“, so verabschiedete sich Borman in das Weihnachtsfest.
Nach der zehnten und letzten Umkreisung des Mondes begannen die
Vorbereitungen für die Rückkehr zur Erde. Zunächst galt es, das Schiff auf
Kurs zu bringen, also zu beschleunigen und aus der Mondumlaufbahn zu
katapultieren. Lovell kommentierte die erfolgreiche Zündung des Triebwerks
– hörbar erleichtert: "Roger, please be informed there is a Santa Claus."
Am Nachtmittag des 27. Dezember landete die Kapsel im Pazifik, alle drei
Astronauten kamen unbeschadet auf der Erde an.
„Exploration des Mondes und weit darüber hinaus“
Seit 1958 wurden über 100 Mondmissionen geplant, über 60 erfolgreich
realisiert. Unzählige neue Herausforderungen warten auf Ingenieure und
Wissenschaftler – Asteroiden, Mars und Merkur. Ist der Mond aus heutiger
Sicht noch interessant? „Mehr denn je", sagt Professor Enrico Stoll,
Leiter des Instituts für Raumfahrtsysteme an der TU Braunschweig. "Die
Untersuchung des Mondes kann uns z.B. helfen, Fragen zur Entstehung des
Erde-Mond-Systems und allgemein zur Entstehung erdähnlicher
Gesteinsplaneten zu beantworten."
Der Mond sei eine Art Blaupause früherer geologischer Entwicklungen, die
bei komplexeren Planeten wie Mars oder Erde durch kontinuierliche
geologische Aktivitäten überschrieben wurde. Neben dem Mond seien aber
auch verschiedene Orbits an und um den Mond von großem Interesse. „In
einem dieser Orbits soll nach dem Ende der ISS der sogenannte Lunar
Orbital Platform Gateway (LOP-G) operieren. Dieses Gateway fungiert dann
nicht nur als internationales Forschungslabor, sondern auch als Portal zur
bemannten und robotischen Exploration – zunächst des Mondes und später
weit darüber hinaus.“
Keine einladende Umgebung
Während des ersten bemannten Mondumflugs sagte Frank Borman: „Der Mond
bedeutet für jeden von uns etwas anderes. (…) Auf jeden Fall erscheint er
nicht sehr einladend als Platz zum Leben oder Arbeiten.“ Inzwischen sieht
man das in einem neuen Licht. 2016 formulierte zum Beispiel ESA-
Generaldirektor Johann-Dietrich Wörner die Vision eines „Moon Village“. In
einer Siedlung auf dem Mond, so seine Idee, leben und forschen
Astronauten, um neue Erkundungsmöglichkeiten des Weltraums zu erschließen.
Wie wichtig der Mond auf der Agenda ist, lässt die geplante LUNA-Anlage in
Köln erahnen. Auf dem Trainingsgelände des Europäischen Astronautenzentrum
(EAC) sollen Astronauten der ESA und anderer Weltraumagenturen für
künftige Missionen trainieren können, technische Verfahren und Equipment erprobt werden.
So schätzt Professor Stoll die Nutzungsszenarien auf dem Mond ein:
„Zunächst wird es nur eine wissenschaftliche Nutzung sein: Einzelne
Fachdisziplinen wie Heliophysik, Astrophysik und Planetologie werden unser
Verständnis vom Universum weiter voranbringen. Des Weiteren werden wir auf
der Mondoberfläche lernen, wie man auf einem anderen Himmelskörper lebt,
arbeitet und Ressourcen vor Ort bestmöglich nutzt. Jeder, der den Kinofilm
‚Marsianer‘ gesehen hat, hat ein ungefähres Bild von den Tücken eines
Alltags, bei dem man auf einen Raumanzug angewiesen ist.“
Es gibt derzeit schon private Unternehmen, die für Nutzlasten eine
Mitfluggelegenheit zum Mond anbieten. Professor Stoll hofft, dass sich
darauf aufbauend eine Art kommerzielle Nutzung des Mondes erschließen
lässt. „Gegenwärtig gibt es zwar Ideen für extra-terrestrischen ‚Bergbau‘
auf dem Mond oder auf Asteroiden. Es ist aber noch nicht absehbar, dass
daraus eine echte Industrie entsteht.“
Weitere Informationen finden Sie unter:
http://www.space-systems.eu
https://magazin.tu-braunschweig.de/m-post/ist-der-mond-heute-noch-interessant/
Technische Universität Braunschweig
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