16.08.2018
Wirklich unzertrennlich? Seltene Erden trennen und recyceln
Yttrium, Scandium und Lanthan sind für Alltags-, Medizin- und Energietechniken unerlässlich. Die seltenen Erden sind als kritische Rohstoffe eingestuft; trotzdem werden derzeit weniger als ein Prozent der genutzten Seltenerdelemente recycelt. Nicht nur die Rückgewinnung aus Produkten ist nach wie vor schwierig, sondern auch, die chemisch ähnlichen Elemente voneinander zu trennen.
Seltenerdelemente sind von der Europäischen Kommission und dem US-
amerikanischen Energieministerium als kritische Rohstoffe eingestuft. Im
Jahr 2015 wurden etwa 130.000 Tonnen aus Gestein gewonnen, das
hauptsächlich aus China stammte – ein Abbauprozess, der mit großen Mengen
an radioaktivem und schwermetallbelastetem Abfall einhergeht. Alternativen
sind nötig, um die Umweltbelastung zu mindern und sich unabhängiger von
chinesischen Exporten zu machen. Eine Möglichkeit ist das Recycling aus
End-of-Life-Produkten wie Handys, Bildschirmen und Energiesparlampen. Die
selektive Wiedergewinnung von Seltenerdelementen aus diesen Produkten wird
jedoch selten im industriellen Maßstab durchgeführt, denn die Erden sind
fein verteilt und die chemisch ähnlichen schwierig voneinander zu trennen.
Mit neuen, teils ungewöhnlichen Ansätzen haben Forscher dennoch in den
letzten Jahren sogar chemisch ähnliche seltene Erden recycelt und
getrennt. Ionische Flüssigkeiten können den Leuchtstoff Yox aus Yttrium
und Europium selektiv aus Energiesparlampenabfall mobilisieren. Unter
optimierten Bedingungen lässt sich von den ionischen Flüssigkeiten
europiumdotiertes Y2O3 abtrennen, das erneut als Leuchtstoff eingesetzt
werden kann. Eine weitere Recycling- und Trennstrategie bieten Bakterien,
die seltene Erden adsorbieren. Die Oberfläche von immobilisierten
Roseobacter-sp.-Bakterien kann verschiedene Seltene Erden binden und pH-
abhängig freisetzen. Bei pH 2,5 bleiben nur die drei schwersten Elemente
Thulium, Ytterbium und Lutetium gebunden und werden so von allen anderen
seltenen Erden getrennt. Zwei weitere, vielversprechende Ansätze sind die
elektrokinetische und die supramolekulare Trennung.
Weitere Informationen finden Sie unter:
http://www.nachrichtenausderchemie.de
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.
.