21.05.2018
Munition mit Risiken und Nebenwirkungen
Wegen der Vergiftungsgefahr für Vögel und Umwelt ist die Jagd mit Bleischrot inzwischen in vielen Ländern stark eingeschränkt oder ganz verboten. Doch muss alternative Munition nicht unbedenklich sein, belegt
ein Team der Technischen Universität München (TUM) in einer aktuellen Studie.
Aufgrund ihrer ballistischen Eigenschaften galten Bleischrote bislang als
optimale Munition für die Jagd auf Wasservögel. In die Kritik geriet
dieses Material, als Bleivergiftungen bei Enten und Seeadlern beobachtet
wurden, die die Schrotkugeln beim Gründeln oder mit der Beute aufgenommen hatten.
Inzwischen bieten die Munitionshersteller eine Reihe alternativer
Jagdschrote an, die Eisen, Kupfer, Zink, Wolfram oder Wismut als
deklarierte Hauptbestandteile enthalten. Ein Team der TU München um Prof.
Dr. Axel Göttlein und Prof. Dr. Jürgen Geist kommt jedoch zum Ergebnis,
dass einige der Alternativen für Gewässerorganismen sogar toxischer sind
als die konventionelle Bleimunition.
Überraschende Resultate bei der Messung der Metallwerte
Im Rahmen der Studie wurden Schrotkugeln der verschiedenen Materialtypen
unter jeweils gleichen Bedingungen in Wasser exponiert. Dabei zeigte sich
zum einen, dass die Metallionenabgabe in die Lösung sehr unterschiedlich
ist: Während Schrote aus Wolfram, Wismut und ein beschichteter Bleischrot
fast keine Metallionen in die Wasserlösung abgaben, wurden für Schrote aus
Kupfer und Zink bedenklich hohe Konzentrationen gemessen.
Zum anderen stellten die Forscherinnen und Forscher fest, dass nicht
unbedingt die Hauptkomponente des Schrotmaterials die Ionenfreisetzung
dominiert. Besonders auffällig war hier ein Eisenschrot, der große Mengen
an Zink freisetzte, welches offensichtlich aus einer Beschichtung stammte.
Verbote neu überdenken
In einem nach DIN standardisierten Immobilisierungstest mit dem Großen
Wasserfloh gilt die Mobilität der Tiere als Indikator für ihre Vitalität.
Wie die Studie zeigte, führten schon geringe Mengen von Kupfer und Zink
stets zu einer sehr hohen bis totalen Immobilisierung der Wasserflöhe,
während Schrote aus reinem Eisen, Wismut und Wolfram die Mobilität der
Wasserflöhe nicht beeinflussten. Auch Bleischrote führten zu keiner
signifikanten Beeinträchtigung der Mobilität der Wasserflöhe im Vergleich
mit einer Kontrollgruppe.
Wenn aus Umweltschutzgründen ein Verbot von Bleischrot gefordert wird,
müssten nach aktuellem Wissensstand unbedingt auch die Metalle Kupfer und
Zink für die Schrotherstellung verboten werden, so das Fazit der Studie.
Da aber in der Natur sehr verschiedene Bedingungen der Wasserqualität mit
den entsprechend angepassten Organismen vorkommen, seien unbedingt weitere
Studien nötig, um Entscheidungen über Alternativen zu Bleischrot auf eine
gesicherte Grundlage zu stellen.
Weitere Informationen finden Sie unter:
https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/detail/article/34649/
Technische Universität München
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