23.04.2018
Bäume mit Grasflächen mildern Sommerhitze
Bäume kühlen ihre Umgebung und „Wärmeinseln“ wie München profitieren davon. Der Grad der Kühlung hängt allerdings stark von der Baumart und den
Bedingungen am Standort ab. In einer Studie haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM) zwei Stadtbaum-Arten verglichen.
Unter Robinien ist es vor allem an heißen Sommertagen kühler. Das ist ein
wesentliches Ergebnis, zu dem das Team um den Humboldt
Forschungsstipendiaten Dr. Mohammad Rahman von der TUM gekommen ist. Das
bedeutet für Landschaftsarchitektur und Stadtplanung: „Baumarten wie die
Robinie, die wenig Wasser verbrauchen, können für einen höheren
Kühlungseffekt sorgen, wenn sie in Grasumgebung gepflanzt werden“, erklärt
Rahman. „Das Erdreich rundum bleibt durch die Bäume feuchter, das Gras
gibt über die Wasserverdunstung zusätzlich Hitze ab und reduziert somit
die Temperatur in Bodennähe.“ Warum ist das so?
Blick unter die Baumkronen
Bäume gelten als Luftkühler der Natur und damit als die praktikabelste
Möglichkeit, die Hitze in Städten wie München zu mildern. Die bayerische
Landeshauptstadt ist die drittgrößte und am dichtesten besiedelte Stadt
Deutschlands. Sie hat eine bis zu sechs Grad Celsius wärmere
Lufttemperatur als ihre ländliche Umgebung. Ein Team vom Lehrstuhl für
Strategie und Management der Landschaftsentwicklung sowie der
Waldwachstumskunde der TUM hat nun mit Hilfe von kombinierten Sensor- und
Speichergeräten (Datenlogger) untersucht, wie sich das Mikroklima vor
allem unterhalb städtischer Baumkronen entwickelt.
Dies an unterschiedlich warmen Sommertagen an unterschiedlichen Standorten
in Haidhausen und in der Messestadt Riem. Mit der Winterlinde, dem Baum
des Jahres 2016, und der Robinie – auch Scheinakazie genannt – hatten sie
zwei beliebte, aber gegensätzliche Stadtbaum-Arten ausgewählt, um das
komplexe Zusammenspiel aus Standortfaktoren, aktueller Wetterlage und
Baumtyp zu analysieren. Angesichts des Klimawandels lag der Fokus auf der
Kühlwirkung an sehr heißen Tagen.
Robinien brauchen weniger Wasser – sind daher besser für Städte geeignet
Die Analyse des Forscherteams wird deutlicher in einem Vergleich: Die
Leistung eines Klimageräts liegt zwischen einem und zehn Kilowatt (kW),
die einer Linde bei bis zu 2,3 kW. Diese Kühlleistung speist sich aus
verschiedenen Vorgängen wie etwa die dichten Baumkronen, die Schatten
spenden. Oder, dass die Blattoberflächen die kurzwelligen Sonnenstrahlen
reflektieren und sie zudem für die Transpiration nutzen. Die Lindenbäume
verwenden folglich einen großen Prozentsatz der abgefangenen Strahlung, um
Wasser aus den Spaltöffnungen ihrer Blätter zu verdampfen. Diesen Vorgang
hat die Linde mit allen Pflanzen gemein, auch mit dem Gras.
Die Unterschiede zur üppig blühenden Robinie sind aber zahlreich: Deren
Baumkrone ist weniger dicht, die Blattfläche kleiner und damit die
Transpiration geringer. Das macht zwar die Linde an milden Sommertagen
effektiver in Sachen Kühlung. Allerdings braucht die Robinie weniger
Wasser als die vor allen bei großer Hitze sehr durstige Linde. Denn diese
entzieht dem Boden und damit auch dem Gras rundum mehr Wasser, was
wiederum die Transpiration der Grasflächen reduziert und deren zusätzliche
Kühlfunktion nimmt ab.
Mit zunehmender sommerlicher Hitze und Dürre im Klimawandel müssen wir
daher die Rasenflächen vermehrt bewässern, um den selben Kühleffekt zu
erzielen – oder: weniger durstige Baumarten pflanzen. Auf gepflasterten
Flächen kühlen andererseits Baumarten mit dichtem Schatten besser – auch
sie benötigen künftig zusätzliches Wasser zum Wachsen.
Somit bilanziert Mohammad Rahman: „An sehr heißen Tagen ist es für die
Stadtbewohner kühler auf den Wiesen unter Bäumen, die eine weniger dichte
Baumkrone und einen geringeren Wasserbedarf haben.“
Publikation:
Mohammad A. Rahman, Astrid Moser, Anna Gold , Thomas Rötzer and Stephan
Pauleit: Vertical air temperature gradients under the shade of two
contrasting urban tree species during different types of summer days,
Science of the Total Environment 2018.
DOI: https://doi.org/10.1016/j.scitotenv.2018.03.168
Weitere Informationen finden Sie unter:
https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/detail/article/34582/
Technische Universität München
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