31.03.2018
Unstatistik des Monats: Diesel, Stickstoff und 6000 Tote
Die Unstatistik März 2018 sind die 6000 angeblichen Stickstofftoten im Jahr 2014 in Deutschland. Eine Studie, die im Auftrag des Umweltbundesamtes erstellt wurde, will herausgefunden haben, dass 5996 Bundesbürger an Herz-Kreislauf-Krankheiten vorzeitig verstorben seien, die sie sich durch NO2-Belastung zugezogen hätten.
Die methodischen und konzeptionellen Mängel dieser Studie wurden schon an anderer Stelle
kritisiert, unter anderem bei „Spiegel online“. Die Zahl 6000 ist das
Produkt einer reinen Modellrechnung; es gibt zwar die Vermutung, aber
keinen Nachweis, dass NOx zum Tod durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen führt.
Kaum ein Arzt hat bisher die NOx-Belastung als Todesursache angegeben.
Die Unstatistik März 2018 sind die 6000 angeblichen Stickstofftoten im
Jahr 2014 in Deutschland. Eine Studie
https://www.umweltbundesamt.de/no2-krankheitslasten
die im Auftrag des Umweltbundesamtes erstellt wurde, will herausgefunden haben, dass 5996
Bundesbürger an Herz-Kreislauf-Krankheiten vorzeitig verstorben seien, die
sie sich durch NO2-Belastung zugezogen hätten. Die methodischen und
konzeptionellen Mängel dieser Studie wurden schon an anderer Stelle
kritisiert, unter anderem bei „Spiegel online“ und welt.de, sowie kabarettistisch aufgespießt bei „Nuhr im Ersten“ in der ARD. Die Zahl 6000 ist das Produkt einer reinen Modellrechnung; es gibt zwar die Vermutung, aber
keinen Nachweis, dass NOx zum Tod durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen führt. Kaum ein Arzt hat bisher die NOx-Belastung als Todesursache angegeben.
Die Stickstoff-Debatte läuft einseitig und mit Gedächtnisverlust: Früher
haben wir uns um CO2 und das Ozonloch gesorgt und deswegen den Diesel
gepriesen; heute sorgen wir uns um NOx und preisen das Elektroauto. Dabei
übersehen wir, dass jede Technik Vor- und Nachteile hat, wie eine frühere
Veröffentlichung des Umweltbundesamtes veranschaulicht. Ein Elektroauto mit 250 km Reichweite verursacht in
Deutschland derzeit weit mehr Treibhausgasemissionen als ein Diesel, vor
allem wegen der Strombereitstellung und des Energieaufwands für die
Produktion (in Frankreich ist das wegen des Atomstroms anders, aber dieser
ist in Deutschland mehrheitlich unerwünscht). Auch ohne Elektroautos
schätzt das Umweltbundesamt, dass die NOx Emission der herkömmlichen
Kraftfahrzeuge bis 2030 um 56 Prozent niedriger sein wird als im Jahr 2014
und die Feinstaub-Emission sogar um 82 Prozent niedriger – alleine durch
die Verbreitung der Euro-6 Norm und Partikelfilter. Sollte es 2030 sechs
Millionen Elektrofahrzeuge geben, wie im Nationalen Entwicklungsplan
angestrebt, dann fällt dies vergleichsweise wenig ins Gewicht, mit einer
zusätzlichen Abnahme von 12 und 4 Prozentpunkten bei NOx und Feinstaub.
Belastungen durch Feinstaub und NOx sind vergleichsweise gering
Am Ende ist es hilfreich, sich die Risiken vergleichend anzusehen. Die
Feinstaub-Produktion von drei Zigaretten ist zehnmal so hoch wie jene, die
am Auspuff eines alten Ford Mondeo Euro-3 Diesel eine halbe Stunde lang
gemessen wurde. Ein Adventskranz mit vier brennenden Kerzen kann bereits
die Grenzwerte für NOx überschreiten.
Weiterhin sei betont, dass die Zahl der durch ein Risiko gleich welcher
Art verstorbenen Menschen selbst bei korrekter Berechnung nur ein sehr
irreführender Indikator für die Gesundheitsgefahren ist, die von dieser
Risikoquelle ausgehen. Denn diese Zahl kann selbst dann zunehmen, wenn die
Gefahr selber abnimmt – ganz einfach dadurch, dass andere Risiken
ausfallen. Mit diesem Argument hatten wir bereits die 13 Millionen
Umwelttoten der Weltgesundheitsorganisation zur Unstatistik Dezember 2017 gekürt.
Die großen Killer heutzutage sind Rauchen, Alkohol, Bewegungsmangel und
ungesundes Essen. Die von Umweltschützern immer wieder betonten Gefahren
durch Feinstaub oder Pflanzengifte sind dagegen in Deutschland relativ
klein. In dieser Debatte gibt es nur zwei Fakten, die von niemandem zu
bestreiten sind: Die Belastung durch Umweltschadstoffe einschließlich
Stickstoff nimmt in Deutschland seit Jahrzehnten ab und die Deutschen
leben im Durchschnitt immer länger. Diese Erfolge sollten wir würdigen,
statt uns durch Schreckensnachrichten und Panikmache verunsichern zu lassen.
Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd
Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und RWI-Vizepräsident
Thomas K. Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch
deren Interpretationen.
Weitere Informationen finden Sie unter:
http://www.unstatistik.de
RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung
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