25.02.2018
Wildpferde Fehlanzeige
Przewalski-Pferd ist verwildertes Hauspferd
Przewalski-Pferde gelten als die letzten Wildpferde. Eine neue internationale Studie unter der Leitung von Professor Ludovic Orland und
mit Beteiligung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) zeigt nun, dass dies nicht zutrifft. Die Studie, die heute in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht wurde, verändert unsere Sicht auf die Ursprünge der Hauspferde.
Mithilfe archäologischer und genetischer Untersuchungen konnten die Forscher nachweisen, dass am Beginn der
Domestikation das Przewalski-Pferd stand. Später verwilderten einige der
ursprünglich domestizierten Pferde wieder und wurden dadurch die Urahnen aller heute lebenden Przewalski-Pferde.
Eine damals vorhandene zweite Pferdeart ersetzte Przewalski-Pferde als
Hauspferd und begründete damit die Linie, von der alle modernen Hauspferde abstammen.
Die Geschichte von Menschen und Pferden ist seit mehreren Jahrtausenden
eng verknüpft. Nach aktuellem Verständnis stammen alle heutigen Hauspferde
von Pferden ab, die schon in der Kupfersteinzeit (etwa 3500 v. Chr.)
domestiziert wurden. Pferdejäger-Kulturen aus dem heutigen Kasachstan
gelten als die ersten Domestizierer von Pferden. Archäologische
Untersuchungen der letzten Jahrzehnte belegen diese Ansicht. Es wurden
Hinweise sowohl auf das Melken als auch auf das Anspannen von Pferden gefunden.
Mit den genetischen Untersuchungen archäologischer Pferdeüberreste wollten
die Forscher nun nachvollziehen, wie genau sich die ersten Schritte der
Pferdedomestikation abspielten. Als einziges überlebendes Wildpferd galt
bisher das sogenannte Przewalski-Pferd, das heute in der mongolischen
Steppe beheimatet ist. „Anhand von Genomvergleichen fanden wir heraus,
dass die ursprünglichen Przewalski-Pferde domestiziert wurden", erklärt
Arne Ludwig, Genetiker am Leibniz-IZW. „Die Ahnen der modernen
Hauspferderassen wurden aber erst 2000 Jahre später in den Haustierstand
überführt. Das deutet darauf hin, dass die heute lebenden Przewalski-
Pferde keine direkten Nachfahren der ursprünglichen wilden Form des
Przewalski-Pferdes sind, sondern sie stammen von sekundär verwilderten
Hausprzewalskipferden ab. Ähnlich wie beim Europäischen Mufflon handelt es
sich bei den Przewalskipferden also um sekundär verwilderte Haustiere.
„Bei den laufenden und zukünftigen Auswilderungsprojekten sollte dieses
Wissen zukünftig berücksichtigt werden“, empfiehlt Ludwig.
Weitere Informationen finden Sie unter
http://science.sciencemag.org/cgi/doi/10.1126/science.aao3297
Forschungsverbund Berlin e.V.
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