17.01.2018
Nur selten zu hohe Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln
Quote der Höchstgehaltsüberschreitungen 2016 aber leicht gestiegen
Lebensmittel, die in Deutschland und in der EU erzeugt werden, enthalten nur selten zu hohe Rückstände an Pflanzenschutzmitteln. Im Jahr 2016 wurden bei 1,7% (Deutschland) bzw. bei 1,6% (andere EU-Staaten) der untersuchten Erzeugnisse Überschreitungen der Rückstandshöchstgehalte festgestellt.
Die Quote stieg damit zwar leicht gegenüber dem Vorjahr an,
bestätigt aber das seit Jahren niedrige Niveau an Überschreitungen. Dies
geht aus der „Nationalen Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände
in Lebensmitteln 2016“ hervor, die das Bundesamt für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit (BVL) veröffentlicht hat.
Die Untersuchungsergebnisse der Bundesländer zeigen: Bei häufig verzehrten
Lebensmitteln wie Äpfeln, Karotten, Kartoffeln und beliebten saisonalen
Erzeugnissen wie Erdbeeren oder Spargel sind seit Jahren kaum oder gar
keine Rückstandshöchstgehaltsüberschreitungen festzustellen. Dagegen
tauchen Bohnen und frische Kräuter regelmäßig in der Liste der Kulturen
mit den meisten Überschreitungen (mindestens 100 Proben) auf – so auch
2016. Während sich die Quote bei Bohnen (mit Hülsen) jedoch deutlich
reduziert hat (2015: 7,6 %, 2016: 2,2 %), ist diese bei frischen Kräutern
mit 5,6 % auf hohem Niveau geblieben (2015: 6,0 %). Negative Spitzenreiter
bei den Überschreitungen im Jahr 2016 sind wilde Pilze (12,4 %) sowie
Johannisbeeren (9,5 %).
Tiefkühl-Johannisbeeren wurden im Rahmen des Projektmonitorings im Jahr
2016 verstärkt kontrolliert, um Unterschiede in der Belastung von frischem
Obst gegenüber Tiefkühlware feststellen zu können. Bei den beanstandeten
Proben von Johannisbeeren handelte es sich vorwiegend um Tiefkühlware.
Ebenfalls vermehrt untersucht wurden 2016 wilde Pilze (auf
Pflanzenschutzmittel und Elemente). Auffällig waren hier vor allem erhöhte
Gehalte an Quecksilber, das aus der Umwelt stammt.
Die auffälligsten Lebensmittel kamen 2016 aus der Gruppe Mukunuwenna
(Alternanthera sessilis) und Wasserspinat (Ipomea aquatica) aus Sri Lanka
bzw. Thailand mit einer Überschreitungsquote von 56,5 % (23 Proben; davon
13 Überschreitungen). Insgesamt stellen beide eher Nischenprodukte dar.
Bei beiden handelt es sich um amphibische Pflanzen, die vorwiegend in der
asiatischen und afrikanischen Küche sowohl als Blattgemüse oder Salat
verzehrt als auch für medizinische Zwecke genutzt werden.
Bei 54 von 135 Lebensmittelgruppen (mit mindestens zehn Proben) konnten in
keiner der untersuchten Proben Überschreitungen der
Rückstandshöchstgehalte festgestellt werden.
Der Rückstandshöchstgehalt ist die Menge an
Pflanzenschutzmittelrückständen, die bei ordnungsgemäßer Anwendung nicht
überschritten werden sollte. Eine Überschreitung eines
Rückstandshöchstgehalts ist nicht gleichbedeutend mit einer
Gesundheitsgefahr für die Verbraucher.
Wirkstoffe
Zu den Wirkstoffen mit den häufigsten Überschreitungen gehörten wie im
Vorjahr Kupfer (2,6 %), Fosetyl (1,3 %), Quecksilber (1,4 %) und
Acetamiprid (0,9 %). Kupfer ist auch als Futtermittelzusatzstoff
zugelassen und überschreitet daher häufig in Rinder- und Schafsleber den
Rückstandshöchstgehalt, der für die zulässigen
Pflanzenschutzmittelanwendungen bei pflanzlichen Erzeugnissen ausgelegt ist.
Bei Glyphosat kam es 2016 zu 11 Überschreitungen bei einer Probenzahl von
4.058 Proben (0,3 %). Hierbei handelte es sich in sechs Fällen um Honig
(davon fünf Proben aus Deutschland), in vier Fällen um Buchweizen und in
einem Fall um Hirsekörner.
Rückstände in Säuglings- und Kleinkindernahrung
Aufgrund der Befunde an Phosphonsäure in Babynahrung in den Jahren 2014
und 2015 wurde auch 2016 wieder Säuglings- und Kleinkindernahrung auf
Fosetyl (Summe aus Fosetyl und Phosphonsäure) untersucht. 2016 wurden in
19 von 440 Proben (4,3 %, 2015: 10,3 %) Rückstände von Phosphonsäure über
dem Höchstgehalt von Fosetyl (Summe) von 0,01 mg/kg gefunden. Dabei hat es
sich bei 12 von 19 Proben um Erzeugnisse aus ökologischem Anbau gehandelt.
Die Rückstände können als Folge der Anwendung des fungiziden Wirkstoffs
Fosetyl, aber auch aus anderen Eintragsquellen wie durch die legale
Anwendung von phosphonathaltigen Düngern auftreten, welche auch im
ökologischen Landbau zulässig sind.
Lebensmittel aus ökologischem Anbau
Bio-Lebensmittel wurden wie in den Vorjahren besonders intensiv
kontrolliert. Etwa jede zehnte Untersuchung entfiel auf dieses
Marktsegment, dessen Anteil am gesamten Lebensmittelmarkt unter 5% liegt.
71% der kontrollierten Biowaren enthielten keine quantifizierbaren
Rückstände. Bei konventionell hergestellter Ware waren dies nur 38,7%.
Auch der Anteil der Rückstandshöchstgehaltsüberschreitungen war bei Bio-
Lebensmitteln mit 1,0 % geringer als bei konventionell erzeugter Ware (2,6%).
Unterschiede bei Betrachtung nach Herkunft
Im Rahmen der überwiegend risikoorientiert durchgeführten Kontrolle von
Lebensmitteln auf das Vorhandensein von Rückständen von
Pflanzenschutzmitteln wurden 2016 bei der Untersuchung von 19.899
Lebensmittelproben in den Laboren der Bundesländer mehr als 5,8 Millionen
Analyseergebnisse erzeugt. Dabei wurden die Höchstgehalte für
Pflanzenschutzmittelrückstände in deutschen Erzeugnissen bei 1,7 % der
untersuchten Proben überschritten (2012: 1,6 %, 2013: 1,1 %, 2014: 1,9 %
und 2015: 1,1 %). Bei Erzeugnissen aus anderen EU-Mitgliedstaaten wurden
in 1,6 % der Proben Überschreitungen festgestellt (2015: 1,1 %), bei
Erzeugnissen aus Drittländern in 6,3 % der Proben (2015: 5,5 %).
Lebensmittel, die in der Vergangenheit auffällig geworden sind, werden
durch den risikoorientierten Ansatz der Kontrollen häufiger und mit
höheren Probenzahlen untersucht. Der Anteil an Proben, bei denen
Pflanzenschutzmittelrückstände festgestellt werden, ist dadurch
überproportional groß. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die
durchschnittliche Belastung von Lebensmitteln mit Rückständen von
Pflanzenschutzmitteln niedriger ist.
Weiterführende Informationen:
http://www.bvl.bund.de/psmr_2016_zus
http://www.bvl.bund.de/psmr_tabellen2016
http://www.bvl.bund.de/nbpsm_archiv
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
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