13.12.2017
1000 Gärten 2.0: Soja-Forschungsprojekt sucht bundesweit Hobbygärtner für 2. Runde
Ideale Sojasorten für Anbau in Deutschland im Test
2016 riefen die Universität Hohenheim in Stuttgart und der Tofuhersteller
Taifun-Tofu das Projekt „1000 Gärten - Das Soja-Experiment“ ins Leben.
Ziel: Kreuzungen identifizieren, die in verschiedenen Regionen
Deutschlands wachsen und sich zur Tofuherstellung eignen. Das innovative Konzept kommt an.
2.500 Anmeldungen von Gärtnern gehen ein, zahlreiche
aufschlussreiche Daten werden erhoben, die Presse berichtet
deutschlandweit. Nun wird die Soja-Initiative wiederholt: Für „1000 Gärten
2.0“ suchen Taifun und Universität Hohenheim wieder engagierte
Hobbygärtner, Landwirte und Schulen im ganzen Land. Anmeldung ab 15.
Dezember bis 28. Februar 2018 unter https://www.1000gaerten.de/startseite/
Beim Stichwort „Soja“ denken viele an eine exotische Pflanze, die vor
allem dort wächst, wo großflächig Regenwald gerodet wird. Weit weniger
bekannt ist, dass der Sojaanbau mittlerweile auch in Europa Fuß gefasst
hat. So bezieht zum Beispiel Taifun-Tofu 100 Prozent seiner Bio-Sojabohnen
aus Deutschland, Österreich und Frankreich. Doch die bestehenden
Sojasorten gedeihen nur in Regionen mit mildem Klima. Um in Deutschland
mehr Gegenden für den heimischen Sojaanbau zu erschließen, werden neue
klimatisch passende Sojasorten benötigt.
Dieser Bedarf war Grundlage des ersten 1000 Gärten-Experiments 2016: „Mit
einem weiteren Versuchsjahr wollen wir die Genauigkeit und den
wissenschaftlichen Nutzen des Projekts erhöhen“, erklärt Martin Miersch,
Leiter des Landwirtschaftlichen Zentrums für Sojaanbau und Entwicklung bei Taifun.
Die erste Auflage habe gezeigt, dass partizipative Pflanzenforschung einen
wichtigen Beitrag leisten kann, ergänzt Dr. Volker Hahn, Leiter des
Arbeitsgebiets Sonnenblumen und Leguminosen der Landessaatzuchtanstalt an
der Universität Hohenheim. „Mit der Wiederholung von 1000 Gärten wollen
wir die Ergebnisse validieren und neue wissenschaftliche Fragestellungen
angehen.“ Für die zweite Runde konnte die Unterstützung des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung gewonnen werden.
Engagierte Gärtner gesucht
Die Projektpartner suchen nun Teilnehmer, die Lust haben, im kommenden
Gartenjahr auf 6 Quadratmetern Sojabohnen auszusäen – und diese die
Vegetationsphase über zu pflegen und zu beobachten. Hobbygärtner mit und
ohne Schrebergarten sind genauso willkommen wie Schulklassen und
Landwirte. Sie erhalten Versuchssaatgut von 12 verschiedenen
Sojakreuzungen, die an die jeweilige Klimazone angepasst sind. So werden
insgesamt im Projekt rund 1000 verschiedene Sojastämme getestet.
Die Daten über Größe der Pflanzen, Ertrag und Reife erfassen die
Sojagärtner auf einer eigenen Online-Plattform, damit sie wissenschaftlich
ausgewertet werden können. Anhand der eingesandten Ernte werden
schließlich Eiweiß- und Fettgehalt der Sojabohnen sowie Tofu-Eigenschaften
untersucht. Die ganze Zeit steht das 1000 Gärten-Team den Teilnehmern mit
Rat und Tat zur Seite. „Aus dem ersten Projekt haben wir viel gelernt, was
wir jetzt einfließen lassen können“, erzählt Martin Miersch.
Für mehr Biodiversität
1000 Gärten 2.0 will auch für das Thema Sortenvielfalt sensibilisieren.
Die Sojabohne eignet sich gut dafür, die große, zunehmend bedrohte,
Formenvielfalt bei Pflanzen zu zeigen, denn ob schwarz, gelb oder mit
dunklem Nabel – die Familie der Sojabohne hat zahlreiche Mitglieder.
Deshalb erhalten die Projektteilnehmer zusätzlich zum Versuchssaatgut für
den eigenen Anbau Saatgut der Soja-Wildform (Glycine soja), einer Soja-
Standardsorte und der neuen Edamame-Sorte Green Shell. Edamame-Bohnen
werden grün geerntet, sind in Japan als Snack beliebt und erobern
inzwischen auch die westliche Küche.
Die Entwicklung von der Wildform zur Standardsorte zeigt auch, welche
Fortschritte bereits durch klassische Züchtung erreicht wurden – ganz ohne
Gentechnik. „Mit der innovativen Züchtungsmethode von 1000 Gärten können
die Menschen ihren persönlichen Beitrag für eine nachhaltige Forschung
leisten“, betont Dr. Volker Hahn. Die entstehenden Sorten seien frei von
Patenten, das heißt, Züchter können das Saatgut weiterentwickeln. „Das
macht uns unabhängig von weltweit agierenden Saatgut-Monopolisten.“
Gut für den Menschen, gut für den Boden
Der Wissenschaftler ist überzeugt: „In keiner anderen Leguminose
konzentrieren sich so viele wertvolle und essentielle Inhaltsstoffe wie in
der Sojabohne.“ Trotzdem werde aus über 90 % des angebauten Sojas
Tierfutter oder Soja-Öl. Durch den direkten Verzehr in Form von Tofu- und
Sojaprodukten steht uns im Vergleich zu tierischem Eiweiß das Doppelte bis
Dreifache an Nahrungsmitteln zur Verfügung. Der heimische Anbau von Soja
ist eine Chance, Menschen nachhaltig mit pflanzlichem Eiweiß zu versorgen,
ohne lange Transportwege und aus gesicherter Herkunft. „Sojabohnen sind
Ausgangsrohware für unzählige kreative Tofuprodukte und bestimmen deren
Art und Qualität mit“, weiß Martin Miersch.
Als Kulturpflanze trägt die asiatische Hülsenfrucht außerdem zu einem
lebendigen und fruchtbaren Boden bei, denn sie bindet wertvollen
Stickstoff im Boden und bereitet den Boden optimal für nährstoffhungrige
Folgekulturen auf. Dies dämmt den Einsatz von Düngemitteln ein und schützt
die Umwelt.
Alle Informationen über die Teilnahmevoraussetzungen und
Erfahrungsberichte aus dem vergangenen Projekt gibt es ab dem 15. Dezember
2017 unter https://www.1000gaerten.de/. Anmeldeschluss ist der 28. Februar
2018.
Link:
http://www.1000gaerten.de/startseite/
Universität Hohenheim
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