16.09.2017

Wer am lautesten brüllt, gewinnt die Wahl

Bei Rothirschen entscheiden die Frauen, wer nach dem Kandidaten-Duell die Macht übernimmt

Kanzler-Kandidaten gehen in Talk-Shows, Rothirsche auf den Brunft-Platz. Thema Nummer eins: Familienpolitik! Denn nur der Gewinner kann seine Gene weitergeben; die Damen entscheiden, wer die Wahl gewinnt. Jede Stimme zählt. Zeitgleich zur Bundestagswahl nimmt jetzt auch die Hirschbrunft volle Fahrt auf.

Um sich zu präsentieren, wird kräftig geröhrt und geknört. Wer am lautesten schreit, hat am Ende die Macht. Ein riesiger Brustkorb als Resonanzkörper steht für Kraft und Stärke, Gesundheit und Ausdauer. Wer Dominanz zeigt, ist klar im Vorteil. Das Wahlvolk ist auf der Seite des Stärkeren. Der Platzhirsch beherrscht während der Brunft sein Rudel und lässt sich die weiblichen Tiere so leicht nicht abwerben. Doch auf Dauer ist niemand unbesiegbar. Starke Gegner provozieren und attackieren den Wortführer. Sie versuchen die Wahl für sich zu gewinnen. „Bei der Brunft treten Machos gegeneinander an“, sagt Dr. Andreas Kinser, Forst- und Jagdexperte der Deutschen Wildtier Stiftung. Bei Hirschen gibt es nach der Wahl keine „große Koalition“. Die testosterongesteuerten Gegner enden als Gewinner oder Verlierer! Es kann nur einen geben. Wer es mit einem Platzhirsch aufnimmt, muss gut aufgestellt sein. „Das einzige Argument ist die körperliche Überlegenheit“, sagt Andreas Kinser. Die Zuschauerränge am Rande des Brunftplatzes sind mit den „Damen“ gut besetzt. Kann der Favorit den Rivalen mit „Worten“ beeindrucken? Endet das akustische Duell unentschieden, wird der Boden mit Geweih und Vorderläufen aufgewühlt. Wie bei jeder Wahl wird viel Staub aufgewirbelt. Beim Imponier-Marsch präsentieren die Rothirsche dann ihre Geweihe. Drohgebärden sollen den Gegner beeindrucken. Hin und wieder reicht die Demonstration von Stärke nicht aus. Dann kommt es zum Kampf. Mit dem Geweih voran nehmen die Kontrahenten ihr Gegenüber ins Visier. Nur sehr selten bleibt dabei einer der Kombattanten blutig auf der Strecke: „Es kommt vor, dass ein Geweihende den Gegner so sehr verletzt, dass dieser verendet“, sagt Kinser.
 
Warum der gefährliche Aufwand? Es geht um Macht und Sex: Denn der Kandidat, der das Duell gewinnt, darf alle Damen beglücken. Und wenn beide Parteien verlieren? Das ist die Stunde der „kleinen Parteien“: Jüngere Hirsche – die sogenannten Beihirsche – haben sonst zwar nicht viel zu melden, tragen in diesem Fall aber den Sieg davon. Wenn beim Kampf der Giganten was schief gelaufen ist, sorgen die Außenseiter für den Nachwuchs.
 
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Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.DeutscheWildtierStiftung.de

Deutsche Wildtier Stiftung

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