16.09.2017
Lebensmittel im Blickpunkt: Gängige Speiseöle sind nur selten belastet
Beim Tricksen mit Olivenöl winken Betrügern hohe Gewinne
Von Argan bis Zedernuss – das Ölregal bietet heute eine große Auswahl. In der Küche finden jedoch vor allem Raps-, Sonnenblumen- und Olivenöl Verwendung. Die drei Ölsorten waren deshalb 2015 auch Teil des Warenkorbs, der im Rahmen eines Monitorings repräsentativ für Deutschland von den Behörden der Bundesländer auf gesundheitlich nicht erwünschte Stoffe oder Mikroorganismen untersucht wurde.
Die Belastung der Öle mit Pflanzenschutzmitteln und Schimmelpilzgiften ist gering. Olivenöl bleibt
aber ein lukrativer Markt für Fälscher, wie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) mitteilt.
Bei Olivenöl wurden in etwa einem Viertel der 192 auf
Pflanzenschutzmittelrückstände untersuchten Proben bestimmbare Rückstände
gefunden. Kein Rückstand lag jedoch über dem gesetzlich vorgeschriebenen
Höchstgehalt. Auch bei den 113 Proben Rapsöl, die die Bundesländer für die
Nationale Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände 2015 untersucht
haben, wurden keine Höchstgehaltsüberschreitungen festgestellt
(bestimmbare Rückstände in ca. 10% der Proben). Bei den Olivenölproben
fanden die Lebensmittelüberwachungsbehörden verhältnismäßig häufig
Mehrfachrückstände (12%). 0,5% der Proben wiesen dabei mehr als fünf
Rückstände in einer Probe auf. Sonnenblumenöl wurde im Rahmen des
Monitorings nicht auf Pflanzenschutzmittelrückstände untersucht.
Erfreulicherweise wurden in den untersuchten Proben von Oliven-, Raps- und
Sonnenblumenöl weder Aflatoxin noch Ochratoxin A gefunden. Diese beiden
Gifte werden von Schimmelpilzen gebildet, die pflanzliche Produkte wie
etwa Sonnenblumenkerne befallen. Schimmelpilzgifte können beim Menschen zu
unterschiedlichen Krankheiten führen. Sie können Durchfall und Erbrechen
verursachen, das Immunsystem beeinträchtigen, Nieren und Leber schädigen
sowie die Entstehung von Krebs begünstigen. Für Verbraucher sind sie
deshalb so gefährlich, weil sie auch durch hohe Temperaturen beim Kochen,
Braten und Backen nicht zerstört werden.
Gehalte von gesundheitsschädlichen 3-MCPD-Fettsäureestern reduziert
Vor einigen Jahren wurden in bestimmten raffinierten Speiseölen und
-fetten auch 3-Monochlorpropandiol (3-MCPD)-Fettsäureester in höheren Konzentrationen
nachgewiesen. Hierbei handelt es sich um herstellungsbedingte Belastungen,
die vor allem bei höheren Temperaturen entstehen. 3-MCPD hat im
Tierversuch Nierenkrebs ausgelöst. Im Bundesweiten Überwachungsplan (BÜp)
2011 hatten die Bundesländer daher diverse Speiseöle auf das Vorkommen von
3-MCPD-Ester untersucht. Die höchsten mittleren 3 MCPD-Ester-Gehalte
wurden mit 5,2 mg/kg in Walnussöl gemessen, gefolgt von Traubenkernöl mit
2,8 mg/kg und Olivenöl mit 1,6 mg/kg. Für Rapsöl wurde ein mittlerer
Gehalt von 0,6 mg/kg ermittelt. Aktuellere Daten, die 2016 im Rahmen eines
im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft
durchgeführten Forschungsprojektes erhoben wurden, zeigen
erfreulicherweise für Oliven-, Raps- und weitere Speiseöle eine abnehmende
Tendenz der 3-MCPD-Gehalte: Für Olivenöl wurde ein mittlerer Gehalt von
0,4 mg/kg und für Rapsöl ein mittlerer 3-MCPD-Gehalt von nur noch 0,17
mg/kg festgestellt. Dies ist vermutlich auf verbesserte
Verarbeitungsbedingungen zurückzuführen. Aus Gründen des gesundheitlichen
Verbraucherschutzes beabsichtigt die EU-Kommission, Höchstgehalte für 3
-MCPD-Ester in pflanzlichen Fetten und Ölen festzusetzen.
Illegale Tricks sorgen für hohe Gewinnspannen
Olivenöl ist wegen der großen Preisspanne, der hohen Nachfrage und der
witterungsbedingt teils stark schwankenden Erntemengen für
Lebensmittelbetrüger ein lohnendes Produkt. Laut einem Bericht des
Europäischen Parlaments von 2013 gehört Olivenöl zu den Lebensmitteln, die
häufig Gegenstand betrügerischer Aktivitäten sind. 90 % der weltweiten
Olivenölernte stammen aus dem Mittelmeerraum. Italienisches Olivenöl ist
weltweit besonders gefragt und entsprechend teurer als Olivenöle aus
anderen Mittelmeerländern. Deshalb wird beispielsweise günstigeres Öl aus
Spanien, Griechenland oder der Türkei aufgekauft, vermischt und als
Olivenöl italienischer Herkunft auf den Markt gebracht. Auch bei den
Qualitätsklassen für Olivenöl wird illegal getrickst. Olivenöle der
Klassen „nativ“ und „nativ extra“ müssen einer Reihe von
Qualitätsparametern genügen, wie der Gewinnung durch Kaltpressung oder
festgelegten Fettsäureparametern. Um Olivenöle dieser Qualitäten zu
produzieren, können nur schonend geerntete und qualitativ hochwertige
Olivenfrüchte verwendet werden, was die Produktion verhältnismäßig teuer
macht. So werden günstig produzierte, qualitativ minderwertigere Öle als
teures Olivenöl der Klassen „nativ“ oder „nativ extra“ auf den Markt
gebracht. Mitunter handelt es sich bei manch einem Olivenöl nicht mal mehr
um ein Öl aus der Frucht des Olivenbaums. Billigere Pflanzenöle wie Raps-
oder Sojaöl werden mit Chlorophyll vermischt und als Olivenöl verkauft.
Bei diesen Praktiken sind die Gewinnspannen für den Betrüger besonders
hoch. Um Betrügern und Fälschern das Handwerk zu legen, entwickelt das
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) eine
Nationale Strategie zur Bekämpfung von Lebensmittelbetrug, die alle den
Lebensmittelbetrug bekämpfenden Akteure miteinbezieht. So ist das BVL
nationale Kontaktstelle für Deutschland im elektronischen System für
Amtshilfe und Zusammenarbeit (AAC-System). Die Experten der
Mitgliedstaaten übermitteln damit Informationen zu Betrugsfällen und
werten diese systematisch aus. Das BVL arbeitet dabei eng mit den
Lebensmittelüberwachungsbehörden der Länder und mit den
Strafverfolgungsbehörden (Staatsanwaltschaften, Polizei und Zollverwaltung) zusammen.
Flyer und Erklärfilm des BVL zu Lebensmittelbetrug:
http://www.bvl.bund.de/lebensmittelbetrug
http://www.bvl.bund.de/schimmelpilzgifte
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
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