06.06.2017
Rote Liste 2017: Wiesen und Weiden in Gefahr
Entspannung dagegen für Küsten und Gewässer
Die neue Rote Liste gefährdeter Biotoptypen zeigt ein durchwachsenes Bild vom Zustand der Natur in Deutschland: Für knapp zwei Drittel der 863 in Deutschland vorkommenden Biotoptypen besteht demnach eine angespannte Gefährdungslage. Besonders dramatisch ist die Entwicklung beim Offenland, vor allem den Wiesen und Weiden.
Positive Entwicklungen gab es dagegen bei
Küsten-Biotopen sowie an vielen Flüssen und Bächen. Zu den größten
Gefährdern der Biotoptypen zählt nach wie vor die intensiv betriebene
Landwirtschaft. Die Rote Liste wurde heute vom Bundesumweltministerium und
dem Bundesamt für Naturschutz vorgestellt.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks: „Diese Rote Liste ist ein
Alarmsignal. Der Zustand von Wiesen und Weiden wird immer schlechter. Das
liegt vor allem an der Intensivierung der Landwirtschaft. Die Rote Liste
zeigt aber auch, dass sich die Anstrengungen für Natur und Umwelt lohnen.
Mit besseren Kläranlagen und Renaturierungsprojekten haben wir es zum
Beispiel geschafft, dass es vielen Flüssen und Bächen wieder besser geht.
Wir dürfen beim Naturschutz nicht nachlassen. Mit der Naturschutz-
Offensive 2020 haben wir schon viel erreicht. Jetzt kommt es darauf an,
dass auch die Agrarpolitik endlich ihre Verantwortung für den Naturschutz wahrnimmt.“
BfN-Präsidentin Beate Jessel: „Zwei Drittel aller Biotoptypen sind in
unterschiedlichem Maße vom Verlust bedroht. Bei den in besonderem Maße von
einer Nutzung abhängigen Biotoptypen des Offenlandes liegt dieser Anteil
mit 79 Prozent sogar noch deutlich höher. Besonders schlecht ist es um das
Grünland bestellt. Hier gibt uns zu denken, dass mittlerweile nicht mehr
nur die extensiv genutzten Biotoptypen betroffen sind, sondern auch
Lebensräume mittlerer Nutzung wie die artenreichen Mähwiesen in die
höchste Gefährdungskategorie fallen. Die Folgen dieser Entwicklung
spiegeln sich auch im dramatischen Rückgang von Lebewesen der
Agrarlandschaft wieder, beispielsweise bei den Feldvögeln wie Feldlerche,
Braunkehlchen oder Kiebitz und auch bei den Insekten.“
Nach wie vor sind knapp zwei Drittel der in Deutschland vorkommenden
Biotope gefährdet – wenn auch in unterschiedlichem Maße. Besonders
dramatisch ist die Situation beim Grünland. Hier hat sich die Situation
seit der letzten Fassung der Roten Liste von 2006 noch einmal deutlich
verschlechtert. Aber auch bei vielen anderen Biotoptypen der
Kulturlandschaft, wie etwa Streuobstwiesen, hat sich die Lage verschlechtert.
Positive Entwicklungen gibt es bei den Biotoptypen der Küsten sowie der
Fließgewässer. Flüsse und Bäche weisen positive Entwicklungen auf. Das ist
ein Erfolg der Anstrengungen zur Renaturierung sowie immer besserer
Kläranlagen. Dieser positive Befund trifft aufgrund der
Stickstoffbelastung jedoch nicht auf das Grundwasser sowie viele stehende
Gewässertypen zu. Stabilisiert hat sich die Entwicklung bei vielen
Waldbiotopen. Das hängt unter anderem mit einer nachhaltigeren
Bewirtschaftung insbesondere in den öffentlichen Wäldern zusammen.
Mit der Roten Liste gefährdeter Biotoptypen Deutschlands wird für die
Naturschutzpraxis in Deutschland ein umfassendes Handbuch bereit gestellt,
das über die Biotoptypen und ihre Gefährdungen Auskunft gibt sowie eine
Grundlage für alle raumrelevanten Planungen darstellt. So wurden z.B. die
Bezüge zwischen den Biotoptypen und der Wasserrahmenrichtlinie sowie den
Lebensraumtypen der FFH-Richtlinie aktualisiert. Grundlegend überarbeitet
wurde die Zuordnung der Biotoptypen zu den gesetzlich geschützten Biotopen
gemäß § 30 Bundesnaturschutzgesetz, wobei erstmalig auch die
entsprechenden gesetzlichen Regelungen der Bundesländer dargestellt wurden.
Rote Liste der Biotoptypen:
http://www.bfn.de/23433.html
Eine Kurzfassung der Roten Liste mit Grafiken finden Sie unter:
http://www.bmub.bund.de/N54229/
Naturschutz-Offensive:
http://www.bmub.bund.de/naturschutz-offensive-2020
Bundesamt für Naturschutz
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