06.07.2016
Vorsicht in der Grillsaison
Studie weist Zusammenhang zwischen Temperaturanstieg und Magen-Darm- Erkrankungen nach.
Wenn im Frühjahr die Temperaturen steigen, nehmen auch Magen-Darm-
Infektionen zu – ein Zusammenhang, der für Deutschland bislang nicht
wissenschaftlich belegt war.
Forscher aus dem Institut für Lebensmittequalität und -sicherheit der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) untersuchten zusammen mit Wissenschaftlern aus der
amtlichen Lebensmittelüberwachung das Auftreten verschiedener Erreger im
Jahresverlauf in Abhängigkeit von der Temperatur und veröffentlichten ihre
Ergebnisse jetzt im Fachmagazin Scientific Reports.
Salmonellen und Campylobacter gehören weltweit zu den häufigsten Erregern
bakterieller Durchfallerkrankungen. In Europa wurden im Jahr 2013 215.000
Campylobacter- und 85.000 Salmonellen-Fälle bekannt. Beide Infektionen
sind meldepflichtig – Ärzte müssen die Fälle an das zuständige
Gesundheitsamt berichten. Das Robert Koch-Institut in Berlin fasst die
gemeldeten Fälle zusammen. Für ihre Studie nutzten die TiHo-
Wissenschaftler diese Daten und setzten sie in Beziehung zu den
Wetterdaten des Deutschen Wetterdienstes. Sie konzentrierten sich dabei
exemplarisch auf Krankheitsfälle, die von 2001 bis 2004 für die Städte
München und Berlin sowie für drei ausgewählte ländliche Gebiete in
Nordschwaben gemeldet wurden. Insgesamt betrug die Studienperiode 212 Wochen.
Die statistischen Berechnungen zeigten, dass mit einer steigenden
Temperatur die Salmonellen- und Campylobacter-Fälle mit einer etwa
fünfwöchigen Verzögerung zunahmen. „Aus früheren Studien war bereits
bekannt, dass die Erkrankungen vermehrt vom Frühjahr bis zum Herbst
auftreten – ein Bezug zur Temperatur wurde aber noch nie hergestellt“,
erklärt Professor Dr. Günter Klein, Leiter des Instituts für
Lebensmittelqualität und -sicherheit. Die fünfwöchige Verzögerung ist nur
ein ungefährer Wert, weil die Infektionen in der Regel mit einer
Verzögerung gemeldet werden. Außerdem sind der Infektionszeitpunkt und die
Inkubationsdauer der gemeldeten Fälle nicht bekannt. Leider werden – trotz
der Meldepflicht – nicht alle Salmonellen- und Campylobacter-Infektionen
erfasst: Die meisten Betroffenen gehen mit einer Durchfallerkrankung nicht
zum Arzt. Außerdem werden in vielen Fällen keine Stuhlproben genommen,
sodass der Erreger gar nicht bestimmt wird.
Salmonellen und Campylobacter können über Lebensmittel tierischen
Ursprungs wie Eier, Milch oder Fleisch übertragen werden. Der Anstieg von
Salmonellenerkrankungen im Sommer wird häufig mit dem Beginn der
Grillsaison erklärt. Um Magen-Darm-Erkrankungen vorzubeugen, ist es
wichtig das Fleisch gut durchzugaren. Außerdem ist es wichtig,
Lebensmittel tierischen Ursprungs kühl aufzubewahren. Werden Fleisch, Eier
oder Milchprodukte nicht richtig gelagert, können sich die Salmonellen auf
den Produkten gut vermehren.
Bei Campylobactern ist die richtige Lagerung nicht so entscheidend, da die
Bakterien sich nach dem heutigen Wissenssstand nicht auf Lebensmitteln
vermehren können. Da die Bakterien von Frühling bis Herbst vermehrt in
Tierhaltungen – vor allem in Geflügel – zu finden sind, vermuten die
Forscher hier einen Zusammenhang zu den Campylobacter-Erkrankungen beim Menschen.
Günter Klein sagt: „Der Zusammenhang zwischen diesen
Lebensmittelinfektionen und der Temperatur kann genutzt werden, um die
Lebensmittelsicherheit zu erhöhen. Zum Beispiel durch eine aufmerksamere
Überwachung in solchen Zeiten.“
Die Originalpublikation
Association between the ambient temperature and the occurrence of human
Salmonella and Campylobacter infections Josef Yun, Matthias Greiner, Christiane Höller, Ute Messelhäusser, Albert Rampp, Günter Klein Scientific Reports, DOI:10.1038/srep28442
Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.nature.com/articles/srep28442
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
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